Ein Jahr danach - Chronologie bis Spätherbst 2002

  • Lesedauer: 4 Min.
11. 9. 2001: Zwei entführte Verkehrsflugzeuge zerstören New Yorks World Trade Center. Ein drittes Flugzeug trifft das Pentagon, ein viertes stürzt in Pennsylvania ab. 3056 Menschen sterben. USA-Präsident Bush kündigt eine Jagd auf Verantwortliche der Anschläge an. Bundeskanzler Schröder sichert den USA »uneingeschränkte Solidarität« zu.

13. 9.: USA-Außenminister Powell bestätigt, wie bereits am 11. 9. aus Regierungskreisen verlautet war, dass Osama bin Laden zu den Verdächtigen gehört.

14. 9.: Der USA-Kongress befugt Bush, das Militär gegen Urheber und Unterstützer des internationalen Terrorismus einzusetzen.

16. 9.: Bush kündigt einen »breit angelegten Feldzug« gegen den Terrorismus an.

19. 9.: Der Bundestag beschließt, dass Deutschland zu Militäraktionen gemeinsam mit den USA bereit sein wird. Die Regierung beschließt ein Drei-Milliarden-Paket zur Terrorbekämpfung.

27. 9.: Das FBI veröffentlicht Namen und Fotos der mutmaßlichen Attentäter

30. 9.: Das afghanische Taliban-Regime erklärt, es verstecke bin Laden zu seinem eigenen Schutz.

2. 10.: Die NATO ruft den Bündnisfall aus: Die USA haben damit Anspruch auf militärische Unterstützung durch die Verbündeten. 5. 10.: In Florida stirbt das erste von insgesamt fünf Milzbrandopfern. Die Krankheitserreger wurden per Brief verschickt. Täter sind bis heute nicht gefunden.

7. 10.: USA beginnen Luftangriffe auf Afghanistan. Per Video ruft bin Laden Muslime in aller Welt zum Heiligen Krieg auf.

9. 10.: Schröder bietet Bush in Washington deutsche Militärhilfe an.

18. 10.: Im Süden Afghanistans werden USA-Spezialeinheiten in den Bodenkampf geführt.

13. 11.: Gegen den Wunsch der USA marschiert die Nordallianz in Kabul ein, die Taliban flüchten in Richtung Süden.

14. 11.: Zehntausende kommen zur Antikriegsdemonstration auf dem Berliner Gendarmenmarkt.

16. 11.: Schröder verbindet die Bundestagsabstimmung über die Entsendung deutscher Soldaten mit der Vertrauensfrage - und gewinnt sie äußerst knapp.

20. 11.: USA setzen für bin Ladens Ergreifung ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar aus.

24. 11. Niederschlagung einer Revolte gefangener Taliban durch Soldaten der Nordallianz und der USA in Mazar-e-Sharif: 600 Tote.

27. 10. - 5.12.: Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn. Einigung auf Einsetzung einer Übergangsregierung unter Hamid Karzai und Entsendung einer internationalen Schutztruppe (ISAF).

20. 12.: UN-Sicherheitsrat beschließt das ISAF-Mandat, das auf Kabul beschränkt ist.

21. 12.: USA-Lufwaffe greift einen Konvoi von Stammesführern an, die zur Regierungseinführung nach Kabul wollen: mindestens 65 Tote.

22. 12.: Die Regierung Karzai nimmt ihre Arbeit auf. Der Bundestag stimmt für die Entsendung von 1200 Soldaten nach Kabul.

2. 1. 2002: Sechs Schiffe der Bundesmarine laufen zur Überwachung von Seewegen am Horn von Afrika aus.

11. 1.: Die ersten 70 Soldaten des deutschen Kommandos treffen in Afghanistan ein. Die USA verlegen erste gefangene Taliban und Al-Qaida-Kämpfer auf ihre Marinebasis Guantanamo in Kuba.

23. 1.: 250 Bundeswehrsoldaten und Fuchs-Spürpanzer werden nach Kuweit verlegt. Auf Bitten der USA bleiben sie auch nach einer Übung im Lande.

29. 1.: Bush bezeichnet Iran, Irak und die KDVR als Staaten einer »Achse des Bösen«.

18. 2.: Bush droht Irak mit einem Militärschlag. 24. 2.: Verteidigungsminister Rudolf Scharping bestätigt, dass deutsche Elitesoldaten an der Seite von USA-Militärs in Afghanistan eingesetzt werden.

6. 3.: Zwei deutsche und drei dänische Soldaten sterben bei der Sprengung einer Rakete in Afghanistan.

15. 3.: Schröder erklärt, ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates werde sich Deutschland an einem Angriff gegen Irak nicht beteiligen.

11. 4.: Bei einer Explosion vor der Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba kommen 19 Menschen, darunter 14 Deutsche, ums Leben. Später bekennt sich Al Qaida zu dem Anschlag.

8. 5.: Bei einem Anschlag auf französische U-Boot-Spezialisten im pakistanischen Karatschi sterben 14 Menschen.

14. 5.: NATO und Russland einigen sich in Island auf ein neues Gremium, den NATO-Russland-Rat. Russland erhält Mitspracherecht in Fragen der Terrorbekämpfung.

22. 5.: Bush in Berlin. Mehrere zehntausend Menschen protestieren: »Wir wollen Ihre Kriege nicht, Herr Präsident!«

4. 6.: Ein Ausschuss des USA-Kongresses beginnt mit der Untersuchung von Versäumnissen der Behörden vor dem 11. September. FBI und CIA sollen Hinweisen nicht nachgegangen sein.

6. 6.: Bush, der zwei Tage zuvor für die USA das Recht auf »Präventivkriege« beansprucht hat, kündigt die Bildung eines neuen Heimatschutzministeriums an.

10. 6.: Laut USA-Justizminister Ashcroft soll ein mutmaßliches Al-Qaida-Mitglied, das in Chicago festgenommen wurde, in den USA ein Attentat mit einer »schmutzigen« radioaktiven Bombe geplant haben.

13. 6.: Übergangsregierungschef Hamid Karzai wird von der Großen Ratsversammlung (Loya Jirga) zum Präsidenten Afghanistans gewählt.

2. 7.: 46 Gäste einer Hochzeitsfeier in Ostafghanistan kommen durch einen USA-Luftangriff ums Leben.

6. 7.: Karzais Stellvertreter Haji Abdul Kadir wird in Kabul von Unbekannten erschossen.

1. 8.: Um einen USA-Angriff abzuwenden, lädt Iraks Regierung UN-Waffeninspektoren zur Rückkehr in das Land ein. Das Angebot bleibt ohne Antwort.

2. 8.: Der USA-Senat stimmt der Erhöhung der Rüstungsausgaben für das Haushaltsjahr 2003 um 35 Milliarden Dollar zu.

5. 9.: Eine Autobombe reißt auf einem Kabuler Markt 26 Menschen in den Tod. Karzai entgeht in Kandahar nur knapp einem Anschlag.

10. 9.: Al-Qaida-Einheiten, meldet die »New York Times«, sind auf dem Weg zurück nach Afghanistan. Im Osten des Landes tobt ein Milizenkrieg.
Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.