Urananreicherung blockiert
Proteste gegen UAA Gronau erreichen neue Stufe
Atomkraftgegner hielten seit Dienstag Mittag die Haupteinfahrt von Deutschlands einziger Uranreicherungsanlage (UAA) im münsterländischen Gronau blockiert. Aktivisten vom »Arbeitskreis Umwelt Gronau« und von der Umweltschutzorganisation Robin Wood nutzten dabei sogenannte Dreibeine - pyramidenförmig nach oben hin zulaufende, rund fünf Meter lange Holzmasten -, die nicht leicht abgeräumt werden können. »Atomkraft den Boden entziehen - Urananreicherung stoppen«, war auf einem Transparent zu lesen. Am Mittwoch kam die Mitteilung, die Protestierer hätten ihre Aktion nach 24 Stunden »eigenständig beendet«.
Bereits am Montag war es AKW-Gegnern gelungen, durch Gleisblockaden die Abfahrt eines Zuges aus der UAA zeitweilig zu behindern. »Erstmals musste ein Uranzug zurück auf das Betriebsgelände rollen«, freut sich Udo Buchholz, einer der wichtigsten Akteure im Kampf gegen die Urananreicherung. Der Zug nahm später auf einer anderen Route seinen Weg in Richtung Südfrankreich. Die Aktionen würden den Betriebsablauf »nicht groß« stören, betonte ein Sprecher des UAA-Betreibers Urenco, zu deren Eigentümern die Energieriesen RWE und E.on zählen.
In Gronau wird Uran für den Betrieb jedes zehnten Atomkraftwerks weltweit angereichert. Die Proteste richten sich besonders an die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen: Die Gefahren der Anlage seien bekannt, sagt Buchholz, der für die unabhängige »Grün-Alternative Liste« im Gronauer Stadtrat sitzt. Ständig komme es zu Pannen und Unfällen, die Anlage sei nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert, so Buchholz unter Berufung auf einen Urenco-Manager. Auch gebe es »für den ständig anfallenden Uranmüll absolut kein Entsorgungskonzept«.
Für Buchholz ist klar: »Aus all diesen Gründen kann die Landesregierung die Genehmigungen zum Betrieb der Anlage von heute auf morgen aufheben.« SPD und Grüne in der Landeshauptstadt Düsseldorf sehen das ein wenig anders - sie befürchten horrende Schadensersatzforderungen.
Derzeit fänden im Vier-Wochen-Takt Urantransporte vom Münsterland nach Südfrankreich statt, so Buchholz. »Hochgefährliches Uranhexafluorid wird per Zug nach Pierrelatte (in Südfrankreich, d. Red.) transportiert. Dort wird das Material dekonvertiert. Dabei entsteht Uranoxid, das in ein paar Jahren zurück nach Gronau gebracht werden muss.« Derzeit werde an der UAA eine Halle gebaut, die 60 000 Tonnen Uranoxid aufnehmen können soll. »Das entspricht rund 100 Transportzügen mit je 10 Uran-Waggons«, ärgert sich Buchholz, der befürchtet, dass dieses Zwischenlager ein faktisches Endlager würde.
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