Obamas Schmach
Kommentar von Olaf Standke
Der sogenannte Jahrhundertprozess gegen Chalid Scheich Mohammed und weitere mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 vor einem Militärgericht auf der US-amerikanischen Basis Guantanamo Bay hat sich erneut verzögert. Erst war es eine Computerpanne, nun wurde die angesetzte Anhörung auf unbestimmte Zeit verschoben, weil sich der Tropensturm »Isaac« dem berüchtigten Gefangenenlager nähert. Dort werden auch kurz vor Ablauf der Amtszeit von Barack Obama noch immer rund 150 Verdächtige festgehalten - dabei war die Schließung des weltweit kritisierten Camps eines seiner wichtigsten Wahlkampfversprechen.
Längst kann es der Präsident, der wieder ins Weiße Haus einziehen will, mit seinem Vorgänger Bush aufnehmen. Er schreckte selbst vor dem Tötungsbefehl gegen einen gebürtigen US-Amerikaner nicht zurück, und dessen Exekution durch eine Drohne im fernen Jemen ist exemplarisch für Obamas »Anti-Terrorkrieg«. Menschenrechtler nennen es Hinrichtungen ohne Gerichtsurteile. Letztere soll es zumindest gegen die Hintermänner des 11. Septembers geben. Aber auch dieses Verfahren vor einem Militärtribunal stößt auf Kritik. Nicht nur wegen der strikten Geheimhaltungsklauseln der Sondergerichte und der Einschränkungen für die Verteidigung. Es ist vor allem der Vorwurf der systematischen Folter, der diesen Prozess überschattet. Schließlich musste die CIA eingestehen, dass allein bei Chalid 183 Mal das als Waterboarding bekannt gewordene simulierte Ertränken angewendet wurde.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.