Stärkere Kontrolle der Konzerne

Ökoenergie ist nicht schuld an Strompreisen

  • Lesedauer: 2 Min.

nd: Die Strompreise steigen ins Unermessliche. Wer ist schuld?
Fell: Seit etwa zehn Jahren steigen ständig die Strompreise. Daran sind nicht die erneuerbaren Energien schuld, sondern deutliche Gewinnerhöhungen der Stromkonzerne. Preissteigerungen der konventionellen Rohstoffpreise, vor allem bei der Kohle, treiben die Preise weiter in die Höhe.

Wie viel haben die Verbraucher zu viel für ihren Strom bezahlt?
Alleine RWE und E.on werden dieses Jahr schätzungsweise einen Gewinn von 19 Milliarden Euro haben. Diese Konzerne geben die senkende Wirkung der erneuerbaren Energien auf die Börsenstrompreise nicht an die Kunden weiter. Allein deswegen werden die privaten Haushalte 500 Millionen Euro zu viel bezahlen.

Die EEG-Umlage treibt angeblich die Strompreise in die Höhe. Zahlt damit der Hartz-IV-Bezieher die Solaranlage des Hausbesitzers?
Der Hartz-IV-Bezieher wird viel mehr durch die Gewinnerhöhungen der Stromkonzerne belastet als durch die EEG-Umlage, die zudem viel höher ist als die Kosten des Neubaus der Erneuerbaren Energien. Zudem ist die Umlage nur so hoch, weil Schwarz-Gelb immer mehr Industrien von dieser Abgabe befreit hat, wie die Braunkohleförderung und die Zementindustrie, die gar nicht im internationalen Wettbewerb stehen. Das geht natürlich zu Lasten der Haushaltskunden.

Was sollte verändert werden?
Viele Befreiungen von der EEG-Umlage gehören abgeschafft: zum Beispiel die Umlagebefreiung für die Eigenstromgewinnung aus Kohlekraftwerken, was immer mehr Unternehmen ausnutzen. Das würde zu einer Senkung der EEG-Umlage trotz Zubaus der Erneuerbaren Energien führen. Auch die Stromkonzerne müssten stärker kontrolliert werden.

Inwiefern?
Bei der schwarz-gelben Bundesregierung vermisse ich jegliche Kritik an den Stromkonzernen, die mit ihren maßlosen Gewinnen überziehen. Eine Markttransparenzstelle und die Bundesnetzagentur sollten diese Gewinnentwicklungen stärker unter die Lupe nehmen. Die Konzernchefs müssen unter Druck gesetzt werden, ihre Preise so zu gestalten, dass sie auch sozialverträglich sind.

Und Stromsozialtarife?
Die Grünen unterstützen einen solchen Tarif für sozial schwache Haushalte. Vor allem hat die Stromrechnung eine falsche Struktur: Diejenigen, die viel verbrauchen, zahlen wenig für die Kilowattstunde Strom; diejenigen, die wenig verbrauchen, zahlen viel. Das sollten wir umkehren und in Sozialtarife überführen.

Fragen: Simon Poelchau

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.