30 Jahre seitwärts lächeln
Zum Geburtstag des digitalen Smileys
Es gibt ihn lachend :-) ebenso wie traurig :-( oder zwinkernd ;-). Selbst die Zunge rausstrecken :-P kann er. Heute wird der auf der Seite liegende Smiley 30 Jahre alt. Längst ist die auf jeder gängigen Tastatur zu erzeugende Zeichenfolge rund um den Online-Smiley Bestandteil der Schreibkultur wie etwa in E-Mails, Chats oder SMS.
Als Geburtshelfer des Seitwärts-Smileys gilt Professor Scott Fahlman. Der Forscher grübelte in einem Onlineforum der Carnegie Mellon University aus Pittsburgh am 19. September 1982, wie man Humor im Netz markieren könnte - dort, wo beim rein Schriftlichen nun einmal Mimik, Gestik, Betonung und Stimmlage fehlen. Immer wieder kam es dazu, dass die Verfasser von Beiträgen im Forum Humor, Ironie oder Sarkasmus nicht erkannten, was die Diskussionen häufig erschwerte.
So schrieb Fahlman die wegweisende Idee: »Ich schlage folgende Zeichensequenz für Spaßmacher vor: :-). 30 Jahre ist das her. Inzwischen sind die Smileys viel mehr als Helfer, die Humor in einem Text kennzeichnen. Längst gibt es auch Rosen oder Sonnenbrillenträger. Weil Emotionen transportiert werden, sprechen Sprachwissenschaftler auch von »Emoticons« - zusammengesetzt aus Emotion und dem Wort Icon (englisch für Symbol).
Für den Linguistikprofessor Peter Schlobinski von der Leibniz Universität Hannover sind derartige Kniffe im Text einfach clever und kein Zeichen für den Niedergang geschriebenen Sprache. Es sei bei knappem Text im Internet oder der SMS von Vorteil oder gar nötig, nonverbale Merkmale gesondert darzustellen, da der Gesprächspartner nun einmal nicht zu sehen ist.
Daher hat der Seitwärts-Smiley längst auch Verwandtschaft wie etwa »lol« (laughing out loud, lauthals lachen) oder ko15mispä (komme 15 Minuten später). »Sprachökonomie«, nennt Schlobinski das in seinem Buch »Von hdl bis dubidodo - (K)ein Wörterbuch zur SMS«, wobei diese Abkürzungen für »hab' dich lieb« und »du bist doch doof« stehen.
So seien die kurzen Texte keineswegs unverständlich oder gar schlecht. Vielmehr spiegelten sie Funktionalität wider, einen »SMS-Stil«, wie es Schlobinski nennt. Das ursprüngliche Limit von 160 Zeichen bei Handykurznachrichten habe diesen Trend mit befeuert.
Längst greift diese Entwicklung um die ganze Welt. In China haben sich sowohl die westlichen als auch japanische Emoticons verbreitet. Kulturell gibt es aber Unterschiede zu den westlichen Symbolen. Auch haben Chinesen wie Japaner durch ihre Zeichensprache einen viel engeren Bezug zu bildlichen Darstellungen in der Schrift. Hier lächelt es (^.^) japanisch, und dieser Chinese ß_ß ist böse.
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