Zeit der Rübe

In Anklams Zuckerfabrik läuft die Arbeit auf Hochtouren - trotz mäßiger Ernte ist ein Ausbau geplant

  • Martina Rathke, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Rübenanbauer rechnen nach dem Rekordjahr 2011 mit einer mäßigen Ernte. Trotzdem will die Anklamer Zuckerfabrik (Mecklenburg-Vorpommern) ihre Kapazitäten erweitern. Produziert wird längst nicht nur Zucker, sondern auch Bio-Kraftstoff.

Anklam. Die Werkstore der Anklamer Zuckerfabrik sind wieder für Rübenlaster geöffnet. Am Dienstag begann in der landesweit einzigen Zuckerfabrik die Verarbeitung von Zuckerrüben. In den kommenden Monaten werden knapp 400 Bauern aus dem östlichen Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Brandenburg ihre Ernte nach Anklam liefern, wo aus den Zuckerrüben Weißzucker und Bioethanol hergestellt werden.

Die euphorische Stimmung im Rüben-Rekordjahr 2011 ist in diesem Jahr Ernüchterung gewichen. »Wir hoffen in diesem Jahr auf eine durchschnittliche Ernte«, sagt der Vorsitzende des Anklamer Rübenanbauerverbandes, Thies Holtmeier.

Sicher ist nicht einmal das: Die Rübenerträge liegen mit 50 Tonnen pro Hektar rund acht Tonnen unter dem für September gültigen Fünfjahresmittel. Die Bauern und die Zuckerfabrik hoffen, dass ein überdurchschnittlicher Zuckergehalt die geringen Erträge halbwegs ausgleichen kann. Erste Messungen im Betriebslabor ergaben einen Wert von 17,7 Prozent. »Das ist ein sehr guter Wert«, sagt der Geschäftsführer der Anklamer Zuckerfabrik, Matthias Sauer.

Weil die Rüben schlechter als in den Vorjahren gewachsen sind, startete die Fabrik eine Woche später in die Verarbeitung. Vor allem die trockenen Frühjahr- und Sommermonate haben das Wachstum der Rüben gebremst. Hinzu kam, dass die Rübenpflege in diesem Jahr auf den Äckern besonders aufwendig gewesen sei, sagt die Geschäftsführerin des Rübenanbauerverbandes für Anklam und Güstrow, Antje Wulkow. »In den kommenden vier Wochen müssten 200 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, damit die Rüben noch nachwachsen können.«

Trotz der Lage in diesem Jahr will die zur niederländischen Suiker-Unie-Gruppe gehörende Anklamer Zuckerfabrik ihre Verarbeitungskapazitäten in den kommenden Jahren Schritt für Schritt erweitern. Der Chef der Zuckerfabrik glaubt an die Frucht. »Um die Rübe ist mir nicht bange. Im Gegensatz zum Getreide ist sie relativ preisstabil.« In diesem Jahr wurden acht Millionen Euro investiert, um Engpässe in der Rübenwaschanlage oder beim Rübentransport zu beseitigen.

Die Verarbeitungskapazität der Fabrik mit ihren 146 Stamm- und 23 Saisonkräften soll von 11 300 zunächst auf 12 000 Tonnen und langfristig sogar auf 15 000 Tonnen Rüben pro Tag gesteigert werden, um die Rübenverarbeitung auf 115 Tage zu konzentrieren. Die lange Kampagnendauer von 144 Tagen im vergangenen Rekordjahr sei nicht optimal gewesen, sagt Sauer.

Wegen der EU-Zuckermarktordnung, die die Herstellung des Weißzuckers quotiert (für Anklam sind es 112 000 Tonnen), wird inzwischen rund die Hälfte der angelieferten Zuckerrüben zu Bioethanol verarbeitet. Wegen der geringeren Rübenerträge rechnet die Fabrik mit 55 Millionen Litern - rund neun Millionen weniger als 2011.

Mit den Restprodukten der Bioethanolherstellung und nicht verkäuflichen Pressschnitzeln soll ab März 2013 ein Biomethanwerk befeuert werden. Das Biogas, so die Erwartung der Anklamer, soll dann für den Betrieb des Bioethanolwerkes eingesetzt werden. Damit würde sich die CO2-Bilanz des in Anklam produzierten Bioethanol gegenüber fossilen Brennstoffen weiter verbessern, sagt Sauer. Das Bioethanol geht an Raffinerien in Schwedt oder Leuna, wo es den E10-Kraftstoffen beigemischt wird.

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