Realität darf nicht sein

Kommentar von Simon Poelchau

  • Lesedauer: 2 Min.

Wieder einmal spaltet etwas aus dem Hause der Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Geister der schwarz-gelben Regierungskoalition. Diesmal ist es der Entwurf zum Armuts- und Reichtumsbericht. Seine Botschaft ist einfach und hat es für die Regierung in sich: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer breiter.

Und so schallte es aus dem Ressort des Wirtschaftsministers Philipp Rösler (FDP), die dargestellten Fakten entsprächen nicht »der Meinung der Bundesregierung«. Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter (CDU) legte gleich nach: Der Bericht sei »Linksrhetorik pur«. Schließlich kann nicht sein, was nicht sein darf. Denn der Bericht ist eine sozialpolitische Bankrotterklärung von über 20 Jahren neoliberaler Politik, die Schwarz-Rot-Gelb-Grün zu verantworten haben. Reformen wie die Abschaffung der Vermögenssteuer oder die Agenda 2010 haben Deutschland eben nicht zu einem Land gemacht, in dem Milch und Honig für alle fließen. Diese Reformen haben nur zu einem riesigen Reichtum auf einer kleinen Gewinnerseite und wachsender Armut, Niedriglöhnen und prekärer Beschäftigung für immer mehr Menschen geführt.

Diese Erkenntnis ist nicht neu. Sozialverbände und Gewerkschaften weisen seit langem auf diese unheilvolle Entwicklung hin. Doch mit dem Armutsbericht werden diese Fakten zu einem Dokument der Bundesregierung, das Rösler und Co. nicht mehr so einfach leugnen können. Deswegen meiden sie die Realität wie der Teufel das Weihwasser.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.