Siegertyp darf nicht verlieren

Andreas Fritsche vergleicht Wowereit und Platzeck

  • Lesedauer: 2 Min.

Jeder hat seine ganz eigene Art, bei der Bevölkerung gut anzukommen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bezaubert die Hauptstädter mit schnodderigem Witz und Glamour, während Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bei seinen Märkern als Kumpel vom Stammtisch punktet. Das Ergebnis hatten sie bislang gemeinsam: Die Menschen mochten sie einfach.

Doch diese Zeit ist für Wowereit erst einmal vorbei. Das schier endlose Warten auf die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens »Willy Brandt« in Schönefeld und die damit verbundenen Kosten nehmen ihm die Berliner krumm. Nur noch 38 Prozent und nicht mehr 62 Prozent sind mit ihm zufrieden. Eine herbe Enttäuschung. Platzeck dagegen hat bloß sechs Prozent eingebüßt und 67 Prozent Zufriedene sind immer noch ein prima Wert.

Woher kommt diese Differenz? An der Mentalität der Einwohner kann es nicht liegen. Zwar spricht es Bände, dass den Berlinern der Satz »Da kann man nicht meckern« schon als großes Lob gilt. Doch das unterscheidet die Hauptstädter nicht von den Brandenburgern, die ähnlich gestrickt sind. Selbstverständlich stand Wowereit als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft mehr im Fokus als Platzeck, der nur stellvertretender Vorsitzender ist. Doch die letzte Nachricht einer neuerlichen Terminverschiebung überbrachte Platzeck - und es hat ihn nicht so beschädigt.

Vielleicht lieben die Menschen in Klaus Wowereit den selbstbewussten Siegertyp, und sie lieben ihn umso weniger, je länger der Erfolg ausbleibt. Dann ist der Lack ab. Matthias Platzeck dagegen wirkt so bescheiden, so angenehm menschlich, dass ihm die Leute Irrtümer zugestehen, Fehler verzeihen und Niederlagen nicht ankreiden.

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