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Zocker und Abzocker

Klaus Joachim Herrmann über staatliche Erben Casanovas

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Einführung einer Lotterie auch im Potsdam des Alten Fritz geht auf den venezianischen Abenteurer Giacomo Casanova zurück. Er war ein Glücksritter, wusste, wo und wie etwas zu holen ist. Einer seiner goldenen Tipps an gekrönte Häupter mit leeren Schatullen war die Auflegung einer Lotterie. Damit machten die Chefs richtig Geld und der Ratgeber mit kargen Prozenten noch so viel Gewinn, dass er vor giftigen Neidern fliehen musste.

Als Zocker nicht nur um die Gunst der Frauen, sondern auch um die Zuneigung der Glücksgöttin Fortuna war der Venezianer mit Mut, Geschick und einigem Leichtsinn unterwegs. Er war mal ganz oben, mal ganz unten. Mal war er reich und doch immer wieder auch ruiniert. Casanova wusste aus eigenem Erleben, wie viel Verluste auf einen Gewinn kommen - wer zockt, trifft eben unausweichlich auf einen anderen, der abzockt.

Die Verwunderung und Empörung, dass das Berliner Spielhallen-Gesetz nicht zieht, ist naiv. Der Mensch jagt nach dem Glück, die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist ihm da wurscht. Dass die Bank immer gewinnt, gilt aber nicht nur für Roulette und vorgeblich solide Geldhäuser, sondern auch für einarmige Banditen und anderes Betrugswerkzeug mit Gewinnverheißung. Der Unterschied zwischen privater und staatlicher Abzocke besteht nur in der angeblichen Zwecksetzung - Geld machen fürs eigene Wohlleben oder Gutes tun für das Gemeinwohl. Wie wär's: Verbot der Abzockerei oder wenigstens dem Staat das Glücksspielmonopol! Er zieht ja auch die Steuern und bei Weitem nicht nur welche fürs Vergnügen ein.

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