»Bühne« bleibt am Wannsee

Das Deutsche Olympische Institut am Berliner Wannsee, gegründet am 24. Mai 1993 anläßlich des 80. Geburtstages des früheren NOK-Präsidenten Prof. Dr. Willi Daume, kann im nächsten Jahr auf ein zehnjähriges Jubiläum zurückblicken. Doch beinahe drohte dem DOI alles andere als eine »Jubelfeier«. In den letzten Wochen und Monaten deutete alles darauf hin, dass der Sport mit dem DOI seine »Bühne« zur wissenschaftlichen Präsentation des olympischen Sports zumindest in Berlin verlieren und dem DOI damit das gleiche Schicksal wie der DSB-Führungsakademie in Schöneberg ereilen würde. Die verlässt defintiv die Stadt, weil der Senat die jährlichen Zuschüsse nicht mehr zu zahlen bereit war. Auch für das DOI strich der rot-rote Senat seinen bisherigen Beitrag von 110000 Euro ersatzlos. Nun aber sieht es so aus, dass die Zukunft des DOI am Wannsee zumindest für 2003 gesichert ist. Das letztes Wochenende in Nürnberg neugewählte Nationale Olympische Komitee hat beschlossen, seine Zuwendungen um 50000 auf 200000 Euro zu erhöhen. Den Fehlbetrag von 110000 Euro bringt der Sport nach dem Slogan »Hilfe durch Selbshilfe« durch Fachverbände auf. So steuert der Deutschen Schützenbund 10000 Euro bei. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) haben ihre finanzielle Unterstützung zugesagt - für ein Jahr. Im Falle des DVV muss man daran erinnern, dass der Verband seit Jahren unter einer Schuldenlast von fast 300000 Euro leidet und nur dank der Hilfe seiner Landesverbände überhaupt zahlungsfähig ist. Aber es geht hier schließlich um die Rettung und Wahrung eines »historischen Erbes«. Das DOI hat nämlich eine längere Geschichte hinter sich und reicht weiter zurück als bis ins Jahr 1993. Die ursprüngliche Idee geht auf den Begründer der Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, zurück. Er drängte damals darauf, solche Einrichtungen zu schaffen, in denen die olympische Idee nicht nur oberflächlich diskutiert, sondern weiterentwickelt wird, um die Zukunft dieser Idee zu sichern. So gab es bereits 1938 das Internationale Olympische Institut in Berlin, das als Folge des Zweiten Weltkrieges 1945 die Arbeit völlig einstellen musste. Spätere Versuche, ein derartiges Institut 1948 in Berlin wieder aufzubauen, schlugen fehl. 1988 befasste sich das damalige westdeutsche NOK erneut mit den inhaltlichen Aufgaben eines Deutschen Olympischen Instituts, für das es fünf Bewerber gab. Am 18. November 1989 wurde die Einrichtung des DOI mit Standort in Westberlin beschlossen, am 17. November 1990 der Verein DOI gegründet und das Institut am 24. Mai 1993 feierlich eröffnet.

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