- Sport
- Am Wochenende ist wieder Oberligafußball - ND fragte die Gastgeber und die Polizei
Randale in Leipzig – welche Lehren werden gezogen ?
Nach den Ereignissen am Sonnabend in Leipzig schrillten in allen Klubs die Alarmglocken, um solche Vorkommnisse auszuschalten. Am Sonnabend ist wieder Oberligafußball. Wir fragten in den sieben Gastgeberklubs und bei den zuständigen Polizeiinstanzen : Welche Schlußfolgerungen wurden gezogen, welche Maßnahmen eingeleitet?
Hansa Rostock– Sachsen Leipzig
Oberrat Gerd Becker, amtierender Leiter des Kreispolizeiamtes Rostock: Wir haben Leipzig ernsthaft verfolgt und legten Maßnahmen für die nächsten Spiele fest. Wir werden wirksam gegen jede Störung vorgehen. Die Unterstützung aus dem Land ist groß. So werden wir mit Polizeikräften aus Neubrandenburg und Schwerin rechnen können. Wir planen auch Spezial-Einsatzkommandos. Obwohl es in Rostock bisher gut ging, stellen wir uns auf die neue Situation ein. Es dürften über 400 Polizeikräfte zum Einsatz kommen. Ich leite den Einsatz persönlich. Die Zusammenarbeit mit Hansa war bisher sehr gut.
Manfred Wimmer, stellvertretender Geschäftsführer des FC Hansa: Daß wir bisher keinen Ärger hatten, ist für uns kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Wir engagieren die Mecklenburgische Wach- und Schließgesellschaft. Die hat ausgebildete Leute und setzt auch Hunde ein. Die Einlaßkräfte kontrollieren jeden. 130 Ordner haben wir. Vor dem Stadion gibt es auch Kontrollen
durch das Ordnungsamt. Illegalen Händlern soll der Alkoholverkauf unmöglich gemacht werden.
Carl Zeiss Jena–FCV Frankfurt
Hauptkommissar Edgar Große, amtierender Stabschef der Polizei Jena: Die Ordnungskräfte des Klubs werden vor jedem Spiel durch uns vorbereitet. Derzeit werden alle Einnahmen aus den Kartenverkäufen für sie ausgegeben. Ein Zusammentreffen rivalisierender Fangruppen ist im Stadion nicht möglich. Wenn sie allerdings Richtung Innenstadt ziehen, müßte Verstärkung aus Erfurt angefordert werden. Die Zusammenarbeit mit der Bahnpolizei klappt noch, Informationen von der Zugstrecke werden unverzüglich nach Jena weitergegeben.
Wolf Rum, Leiter für Organisation beim Klub: Am Mittwoch findet ein Gespräch mit Hauptkommissar Große in Vorbereitung auf das Freitagspiel statt. Um jedem Risiko aus dem Weg zu gehen, wird nichts auf die leichte Schulter genommen, auch wenn aus Frankfurt nur wenige Anhänger erwartet werden. Am Eingang finden strenge Kontrollen statt, die Zäune werden scharf im Auge behalten, nach dem Spiel werden die Gäste mit einem (bei Bedarf auch mehr) Bus zum Bahnhof gefahren. Getränke werden nur in Bechern verkauft. Am Freitag werden 50 offizielle Ordnungskräfte im Einsatz sein und zehn in Reserve bleiben. In Jena gibt es derzeit leider Probleme mit
dem eigenen Anhang. Durch noch bessere Verständigung mit den Fanklubs sollen diese beseitigt werden.
Brandenburg–Chemnitzer FC
Oberrat Norbert Langerwisch, Leiter der Polizei in der Stadt Brandenburg: Am Montag haben wir eine Vorlbeurteilung der Lage vorgenommen. Dazu haben wir auch Kontakt zu unseren Kollegen in Chemnitz gpknüpft. Am Mittwoch, zur üblichen Beratung mit den Verantwortlichen des BSV, liegen uns dann Erkenntnisse der Chemnitzer Polizei über zu erwartende „Fans“ vor. Danach richten sich dann auch unsere Einsatzplanungen. Wir gehen von einem normalen Tag aus. Sollten sich Zwischenfälle ereignen oder abzusehen sein, werden zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt. Zusicherungen wurden uns von Oberrat Grabowski aus Potsdam gegeben.
Siegfried Ziem, Geschäftsführer der BSV Stahl Brandenburg:
Wir werden die Sicherheitsmaßnahmen im und vor dem Stadion verstärken. Zusätzlich wird ein Wachschutz im Einsatz sein. Am Mittwoch gibt es die Detailberatung mit der Polizei.
1. FC Lok Leipzig-Cottbus
Rudi Heyl, beim 1. FC Lok zuständig für den Bereich Sicherheit: Zu unseren eigenen Ordnern engagierten wir jetzt das Sportordnerkollektiv Paul Kloß e. V. Von Cottbus hoffe ich zu er-
fahren, mit wie vielen „Fans“ zu rechnen ist. Am Dienstag gibt es beim Dezernenten der Kommune eine Sicherheitsberatung. Ich sehe das Problem so: Wir würden die Hooligans gar nicht erst ins Stadion lassen. Aber die Polizei sagt, wenn sie eine Karte haben, können sie diesen Leuten den Eintritt nicht verwehren. Das ist der Pferdefuß. Gegen Halle kamen sie wie die Biedermänner, und dann gingen sie im Stadion auf die Hallenser los. Wiir wissen nicht, wie es am Sonnabend, aussehen wird.
Eisenhüttenstadt–Erfurt
Oberrat Dietmar Gallinat, Leiter des Kreisamtes Eisenhüttenstadt:
Die VP-Bereitschaft steht mir nicht mehr zur Verfügung. Ich habe beim Chef der BdP in Frankfurt einen Zug angefordert. Dazu kommen die Einsatzkräfte meines Amtes. Bisher gab es hier keine Probleme. Die Zusammenarbeit mit den Ordnern von Stahl klappt sehr gut.
Dr. Klaus Xeetz, Stahl-Geschäftsführer: Ich gehe davon aus, daß wir von Randalen verschont bleiben. Am Donnerstag gibt es eine Abstimmung mit dem Hauptordner Peter Böhlihg, auch mit der Polizei. Zu besonderen Maßnahmen sind wir nicht in der Lage. Sie sind auch hier nicht erforderlich.
FC Berlin-HFC Chemie
Hauptkommissar Nörenberg, Direktion 1 der Berliner Polizei:
Die Vorkommnisse in Leipzig
bleiben auch bei uns nicht unbeachtet. Seit Montag wird beraten, wie wir solchen Dingen beim nächsten Heimspiel des FC Berlin und darüber hinaus begegnen können. Konkrete Festlegungen stehen bislang noch aus, werden rechtzeitig getroffen.
Dr. Dieter Fuchs, Geschäftsführer des FC Berlin: Seit dem 3. Oktober werden die Sicherheitsaufgaben bei unseren Heimspielen von Polizeieinheiten aus Heiligensee wahrgenommen. Dinge wie in Leipzig sollen sich bei uns nicht wiederholen. Die Poüzeäkräfte in Zivil und in Uniform verfügen bereits über Erfahrungen im Umgang mit Randalierern – sind ausgesprochene Profis, und auch als solche ausgerüstet. Dementsprechend werden sie sich auch vorbereiten, um eventuelle Zwischenfälle zu verhindern oder ihnen wirksam zu begegnen.
1. FC Magdeburg–Dyn. Dresden
Oberrat Horst Vater, Stellvertreter des Direktors des Polizeiamtes Magdeburg: Das Dresdner Spiel wird nicht erst seit heute vorbereitet. Am Donnerstag, wenn die Magdeburger aus Bordeaux zurück sind, legen wir alle Details fest. Durch meinem Direktor sind Festlegungen getroffen, daß der Einsatz auf 430 Polizisten erhöht wird. Wenn wir wissen, wie und wo die Dresdner ankommen, werden wir sie unter polizeiliche Obhut nehmen. Wir wollen alles, was zu einer Eskalation führen könnte, vermeiden. Direktor Heckenthaler leitet den Einsatz.
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