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- Im Training klappte alles gut für Monika Müller und Margrit Schreiber „Carl der Große“ mit Auftritt im Hollywood-Format / Dank an Johnson
Kein böses Wort über Lewis' Lippen
„Ein Star ist man dann, wenn es einen ärgert, daß die Zeitungen nichts mehr über einen schreiben“, philosophierte „Carl der Große“. Und wirklich, Lewis' Pressekonferenz, gleich neben einem Kino, hatte Hollywood-Format. Waren es 1 000 oder 1 500 Journalisten?
Achtung, so geht es: Vier Fragen an jeden, dann immer eine Frage an alle zusammen, erklärt ein Sprecher der US-Leichtathleten. Denn es sitzen noch ein paar andere Läufer oben. Jeder Star braucht Kleindarsteller, auch Carl Lewis. Der aber lächelt, schon weil er weiß: Zu den anderen fallen der Presse sowieso nur zwei Fragen ein. Und so kommt es auch. Also: Ihr Auftritt. Mr. Lewis!
„Nein, ich gebe diese Pressekonferenz nicht, weil ich denke, in Barcelona an den Rand gedrängt zu werden. Es gibt^einf ach ein paar interessante Dinge zu erzählen.“
Zum Beispiel, daß er gerade ein Medikament gegen Allergie einnimmt. Nein, einen Gastkommentatoren-Vertrag mit der Zeitschrift „El Periodico“, wie das böse IOC vermutete, hat er auch nicht. Und wo Ben Johnson ist, sein Konkurrent aus Seoul, weiß der beste Leichtathlet der Welt, der sechsfache Goldmedaillen-Fänger, ebenfalls nicht. „Er weicht mir offenbar aus. Ich wünsche ihm übrigens Glück. Durch ihn ist das Dopingproblem in den Mittelpunkt gerückt. Das hat dem Sport gut getan.“ Danke, Ben Johnson.
Dem Megastar aus dem Santa Monica Track and Field Club ist
kein böses Wort darüber zu entlocken, daß er bei den 4 x 100 m nicht dabei ist. „Da können Sie mal sehen, wie stark wir sind - wenn man einen wie mich als Ersatzmann nehmen kann. Was sagen Sie da? Die 100 Meter werden heutzutage langsamer gelaufen als in den letzten Jahren? Verwechseln Sie da jetzt nicht einiges mit dem Bergsteigen, Mann? In Tokio lief ich vor einem Jahr Weltrekord, Burell war nur zwei Hundertstel langsamer. Ja sicher, es gibt immer mal so Perioden, da wird Luft geholt. Aber Leroy wird in Barcelona wieder sehr schnell sein, äußerst schnell sogar.“ Bekanntlich scheiterte Lewis ja über 100 m bei den Trials, den gnadenlosen US-Olympiaausscheidungen. Nur Platz sechs für den amtierenden Weltmeister. „Ich kann mich auch auf den Rängen bei den Zuschauern über Olympia
freuen, ich muß nicht immer mitlaufen.“ Klingt derart unschuldsvoll, daß man Lust auf eine Petition hat: Laßt Lewis laufen! Vielleicht erwartet er das auch.
Im Weitsprung hofft er, dreißig Zentimeter weiter zu springen als im Vorjahr. Aber Mike Powell hat ihn in Tokio geschlagen, und in Sestrieres vor zwei Wochen schaffte der Lewis-Konkurrent windbegünstigte 8,99 m. „Wind hin, Wind her - Wind ist auch für mich-da. Wir werden sehen. Am Ende entscheidet nur eines...“
Die berühmte Stecknadel. Jetzt könnte sie fallen. Ohrenbetäubender Lärm, wenn sie aufschlüge. „Es gewinnt, wer am besten drauf ist.“
Und wer Erster wird - das hat er vergessen. Aber die meisten im Saal haben es geahnt. Die Spannung legt sich. Verblüffend die einfache Wahrheit, immer wieder.
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