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  • Eishockey: Der EHC Berlin mit kanadischem Rückkehrer und Neuzugang morgen gegen Krefeld

Die Eisbären sitzen auf einem Personalkarussell

  • Lesedauer: 4 Min.

Den Berliner Eisbären ist in den letzten fünf Wochen in der Eishockey-Bundesliga das Fell gehörig über die Ohren gezogen worden. 0:12 Punkte und 11:34 Tore beschleunigten die Talfahrt des Aufsteigers bis ans Tabellenende, drei Punkte hinter Ratingen und Freftmrg liegend.

Das veranlaßte nun auch den Präsidenten des EHC Berlin, Helmut Berg, ziemlich energisch auf den Tisch zu hauen, weil „ich mir solche müden und kraftlosen Vorstellungen nicht mehr länger bieten lasse“. Einige Spieler, so meinte er, glauben wohl, „ihren Arbeitsplatz beim EHC für alle Zeit gesichert“ zu haben. „Das Rennen um die Arbeitsplätze ist völlig offen. Mir wäre es lieber gewesen, auf Neuverpflichtungen zu yerzichten und das Geld in Siegprämien zu stecken.“

Zwar konnte am vergangenen Freitag beim ERC

Schwennigen mit dem 3:3 ein Pluspunkt und am Sonntag zu Hause gegen den EC Ratingen mit 7:5 der erste Sieg seit dem 23. Oktober errungen werden, doch ungeachtet dessen dreht sich bei den Eisbären das Personalkarussell munter.

Kapitän Peter Schiller ist mittlerweile von sich aus ausgeschert und gab dafür plausible gesundheitliche Gründe an. Zwar war eine Operation im vorigen Jahr des an einem Bandscheibenschaden leidenden Schiller gut verlaufen, aber die Ärzte warnten vor einen weiteren operativen Eingriff. Die erst zu Saisonbeginn nach Berlin geholten Verteidiger Ladislav Strompf (früher Landshut) und Frank Gentges (Essen) wollen und werden gehen. EHC-Manager Lorenz Funk: „Wir legen ihnen keine Steine in den Weg. Aber solange kein vernünftiges Angebot von anderen vorliegt, spielen sie hier.“ Und auch der 34jährige Stürmer Detlef Ra-

dant hat dieser Tage angekündigt, seine Laufbahn beenden zu wollen. „Wir gehen aber davon aus“, so hofft Funk, „daß das erst zum Saisonende perfekt gemacht wird.“ Radant will sich dann als Trainer um den Nachwuchs kümmern.

Funk verbreitet dennoch ungebrochenen Optimismus: „Jetzt kommt die Trendwende nach oben. In der taktischen Defensive läuft es ganz gut, und im Angriff werden wir zulegen.“ Dabei klammern sich die Eisbären an ihre Neuverpflichtungen, die morgen im Heimspiel gegen den Krefelder EV endlich zum Einsatz kommen können: Verteidiger Peter Romberg, der für eine Ablösesumme von 150 000 Mark vom Ortsnachbarn BSC Preußen geholt wurde, und der kanadische Rückkehrer Mark Jooris, der letzte Saison mit seinen 50 Toren maßgeblichen Anteil am Aufstieg des EHC hatte, dann aber an den

Meister Düsseldorfer EG verkauft wurde und kurzerhand wieder an die Spree wechselte. „Er kann fast allein ein Spiel entscheiden“, übertrieb Funk.

Die Hoffnungen der Berliner, bis zum Freitag auch zwei weitere Neuverpflichtungen aufs Eis bringen zu können, sind momentan vage: der 30jährige Torjäger Dave Morrison, der 60 Spiele in der kanadischen NHL-Liga für Los Angeles King und Vancouver Canucks bestritt, ehe er nach Deutschland kam, und der für ein Jahresnettogehalt von 200 000 Mark vom Zweitligisten EC Kassel angelockt wurde, und Verteidiger Michael Tack, der beim Erstligisten Krefelder EV fristlos gekündigt wurde, woran sich der Streit entzündet, ob dann noch eine Ablöse verlangt werden kann. „Wir sind uns mit beiden einig, beide wollen zu uns, aber schriftlich haben wir noch nichts in der Hand“,

präzisierte EHC-Vize Dieter Waschitowitz. Im Falle Tack wird Kref eld auch kaum an einer Lösung bis morgen interessiert sein, will man nicht ausgerechnet den direkten Konkurrenten stärker. Bei Morrison steht übrigens die Einbürgerung unmittelbar bevor. Er soll schon alle Genehmigungen der deutschen Behörden eingeholt haben.

Aber der EHC hat auch in Richtung Zweitligist und Erzrivale ES Weißwasser seine Fühler ausgestreckt. Dabei ist Renommier-Torwart Vaclav Fürbacher im Gespräch, was Waschitowitz herunterzuspielen versucht: „Augenblicklich kein Thema für uns.“ Manager Funk indes hat den Weg des EHC nach oben schon markiert: „Wir bauen auf lange Sicht in Berlin ein Spitzenteam auf, das besser sein wird als die Preußen.“

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