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  • Kultur
  • Europas literarische Erneuerer von einst zu Gast auf Vaclav Havels Burg

Ergraute Avantgarde spielt Klassentreffen

  • Lesedauer: 2 Min.

nen Repräsentanten und Onkels der etablierten Kultur, wer immer das sein mochte, galt der Kampfruf.

Die meisten Künstler, die sich der Bewegung verpflichtet fühlten, waren Einzelgänger, fast jeder hatte seine eigenen Vorbilder, aber es gab auch Gruppen. Aus Wien z. B. kam Nachricht von fünf Herren, die einige Abende gemeinsam verbracht hatten, in deren Nähe aber auch Autoren wie der heute höchst populäre Ernst Jandl dümpelten.

Die meisten Zusammenhänge waren eher dadaistische Konstrukte, wie die Verseschmiede um Klaus M. Rarisch im Westberliner „Massengrab“, wie der sozialistisch-katholische Künstlerbund in Stuttgart um Manfred Esser und Wolfgang Kiwus, die aber auch mit Max Bense, Heißenbüttel und dem damals noch experimentellen Luckel Harig liebäugelten, wie die „subversive Aktion“, die Gruppe Spur, oder wie sie alle hießen.

Die einzige konsistente Gruppe bildete sich 1963 in Italien, wo die besten Voraussetzungen bestanden. Hier war das literarische Leben so auf den Hund gekommen, daß selbst konservative Leser nach Reformern Ausschau hielten, und der Auftakt war dementsprechend beachtlich.

Umberto Eco, damals noch nicht der Verfasser eines Bildungsepos über mörderische Mönche, fungierte als theoretischer Wortführer, Nanni Balestrini, inzwischen auch bei uns als Romancier bekannt, war Stratege und Wortführer, und von Ferne nickte freundlich der große Ungaretti.

„I novissimi , die Allerneuesten, nannte Alfredo Giuliani die erste Anthologie der Gruppe, die im renommierten Verlag Feltrinelli in Mailand verlegt wurde.

Sogar der interessierte deutsche Markt wurde mit eingeplant. Hans Magnus Enzensberger und Klaus Wagenbach beehrten die Gründungsversammlung der „Gruppe 63“ mit ihrer Anwesenheit, die Zeitschrift „Akzente“ widmete ihren literarischen Glanzlichtern schon bald ein Sonderheft, und Übersetzungen erschienen seit 1964, u. a. Sanguinetti bei Suhrkamp, Manganelli bei Wagenbach und Arbasinow bei Pieper.

Wie ist er ausgegangen, der Verdrängungswettbewerb? Was lernen wir aus der Geschichte? Wie soll es weitergehen mit der europäischen Avantgarde?

Dies rauszufinden, mag das Ziel der Organisatoren des Prager Treffens gewesen sein, das im großen und ganzen den Ritualen einer Geburtstagsfeier folgte: Im Mittelpunkt der Jubilar, die „Gruppe 63“, und drumherum eine Schar mehr oder weniger kompetenter Geburtstagsgäste - Kritiker vor allem, aber auch Kunstschaffende aller doch noch existierenden Sparten aus dem In- und Ausland.

Die sechs Arbeitsrunden auf der Burg - unterstützt von der

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