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  • Kultur
  • Fernsehthriller „Das Babylon Komplott

Django weiß wieder mal zu vM

  • Peter Hof
  • Lesedauer: 3 Min.

Django reitet nicht mehr. Doch noch immer ist sein Leben in Gefahr. Denn immer noch weiß er zuviel. - Franco Nero spielte diesmal einen Vertreter des investigativen Journalismus, den Wiener Sensationsreporter Chris Lang im Thriller „Das Babylon Komplott“ (ZDF). Die Berufssparte erfreut sich bekanntlich momentan großer Beliebtheit im Fernsehen siehe „Flash“, „Auf eigene Gefahr“ usw

Peter Patzak, Regisseur und Mitautor am Drehbuch von Rudolf Stoiber, beherrscht sein Handwerk und geht zudem recht locker mit Österreich, seiner Heimatrepublik, und ihren politischen Skandalen um. Denn dieser Fall basierte auf Fakten. Die Möglichkeiten des Genres schöpft Patzak voll aus. Der Film stiftet tatsächlich „thrill“, heftige Erregung, und der Zuschauer, der sich voll auf die Spannung zwischen vollendeten Indiyidualmorden und beabsichtigtem Massenmord einläßt, mag

auch schon mal Schwitzehändchen bekommen. Geht es doch um nicht weniger als um den weltweiten Handel mit Massenvernichtungswaffen. Was sich in Wirklichkeit wahrscheinlich nicht anders ausnimmt als jede andere geschäftliche Transaktion, bekommt hier durch die filmischen Genre-Ingredienzien seinen kriminellen Energieschub, der die Spannung verbürgt.

Chris Lang hat nämlich einen Lieblingsfeind, den anerkannten, nichtdestotrotz kriminellen Geschäftsmann Oswald Schatz (Wolfgang Hübsch), der „Baumaschinen“ in den Nahen Osten verkauft. Woran erinnert uns das nur? -Chris Lang bekommt heraus, daß Schatz tatsächlich jedoch eine Superkanone an Saddam Hussein verhökern will, die der immer besoffene Dr. Morell (Günter Mack) erfunden hat. Und wohin nun der reportierende Cowboy auch kommt, immer findet er Leichen am Wegesrand, und nur mit Mühe

entgehen er und seine Freundin Elfie (Hannelore Eisner) den Anschlägen der finsteren Mordbuben, die Chris' Bruder Thomas (Konstantin Wecker) am Ende mit gezielten Stößeneiner schweren Eisenstange zur Strecke bringt. Der fiese Schatz ist bei der Recherche immer wieder durch die Maschen gerutscht, aber keine Sorge, Django Chris bleibt ihm auf den Fersen!

Wie gesagt, Peter Patzak beherrscht sein Handwerk, und er hat den nötigen ironischen Abstand zum Genrefilm. Immerhin war er Autor und Regisseur der Serie „Kottan ermittelt“. Hier schafft die Besetzung der Hauptrolle mit dem stoppelbärtigen Ex-Italo-Cowboy Franco Nero die Distanz, unterstützt durch exzentrische Handlungsräume und überraschende Wendungen. Da treffen zum Beispiel beide Lang-Brüder mehrfach auf den alten Dr. Berg (Ernst Schröder), der den Schlüssel für die Enthüllung des bösen

Dealä^trwaltet, ohne um seine Rolle in der Geschichte zu wissen, und der kann sich ihnf-n schließlich nur noch durch eine in eine Socke eingewickelte Tonkassette erklären - wenn das keine Ironie ist! Und die Bösen sehen böse, die Fiesen fies und die Guten richtig schön aus - wie wir das so gerne haben!

Nur Konstantin Wecker ist als Filmkomponist leider kein Ennio Morricone. Der permanente Musikteppich unter der Handlung ging mir kräftig auf den Namensvetter des Tonkünstlers. Daß er als Darsteller alle Aktionen um mindestens zwei Nummern zu groß anlegte, würde ich auf das Konto der Ironie buchen. - Die Großstadt jedenfalls ist unsere Prärie, der Viehdiebstahl durch Waffenhandel abgelöst, Django schießt nicht mit dem Colt, sondern mit der Canon. Und das Tal des Todes durchzieht die Donauauen, denn Django reitet nicht mehr...

PETER HOFF

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