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18 000 neue Arbeitsplätze fürs Burgenland

Wirtschaftstreffen der PDS in Zeitz legte Konzepte zur regionalen Entwicklung vor Von HANS-DIETER VATER

  • Lesedauer: 3 Min.

Noch gibt es ihn nicht, den nach der Kreisgebietsreform zu bildenden Burgenlandkreis, zu dem die ehemaligen Kreise Zeitz, Nebra und Naumburg gehören sollen. Aber schon entwirft der PDS-Kandidat für den Landratsposten, Artur Spengler, ein Programm zur Entwicklung dieses Gebietes, und tat dies auf einer Wirtschaftskonferenz der PDS im Kulturhaus des bis 1995 produzierenden Hydrierwerks Zeitz.

Im Burgenland bewegt sich die offizielle Arbeitslosenquote zwischen 19,9 und 23,4 Prozent. Der 64jährige Dr sc. agr Artur Spengler aus Memleben, der als Landrat kandidiert, stellte sich wohl auch bewußt an den Schluß der Rednerliste, auf der Peter Kaiich vom Hallenser Institut für Wirtschaftsforschung, Fritz Schumann von der Bundestagsgruppe PDS/LL, und der Vorsitzende des DGB Sachsen-Anhalt Süd, Johannes Krause, eine Fülle von Problemen offerierten.

Mit der Liquidierung wichtiger Industriebetriebe oder dem Abschieben in die Bedeu-

tungslosigkeit, wie der Zernag Zeitz oder dem einst marktführenden Kinderwagenhersteller Zekiwa, ging die Rolle der Industriestandorte als Wachstumspole für das Territorium verloren, betonte Kalich. Weit über die Hälfte aller Arbeitnehmer aus Industrie, Bergbau und Gewerbe liegen auf der Straße, in der Landwirtschaft verloren 80 Prozent der Bauern ihre Beschäftigung. Steigende Produktivität wurde mit drastischem Arbeitsplatzabbau erkauft. Während sich die Gesamtbevölkerung Sachsen-Anhalts seit 1991 um 12,9 Prozent verringerte und davon

allein 1991/92 über 10 Prozent der Altersgruppe 18 bis 30 Jahre das Land gen Westen verließen, stieg das Bruttoinlandsprodukt Sachsen-Anhalts um das Doppelte, erreichte aber gerademal 41 Prozent des Westniveaus. Im Jahr 2000 werde es sich mit 55 Prozent nur langsam angenähert haben, wie Kaiich voraussagte. Obwohl viele Unternehmen wachsende Gewinne verzeichnen, setzt sich diese Entwicklung kaum in neue Arbeitsplätze um.

Erfolglos habe sich der DGB, so Johannes Krause, gegen wesentliche Punkte des Beschäftigungsförderungsgesetzes gewehrt und warnte auch in Zeitz vor privater Arbeitsvermittlung, wenngleich er eingestand, daß heute jeder Arbeitslose im Verwaltungsablauf der Arbeitsämter 4 000 DM kostet. Ein junger Unternehmer meldete sich stehen-

den Fußes zu Wort und schlug vor, für jeden neu zu schaffenden Arbeitsplatz monatlich nur ein Viertel dieser Summe als Anreiz zu bieten. So käme man bei der Schaffung von Arbeitsplätzen schneller voran.

Wie überhaupt, so die Expertenaussagen, das Land Sachsen-Anhalt mit Fördermitteln weniger Investitionen ausgelöst hat als der Durchschnitt aller neuen Länder, bei der Relation von Fördermitteln und Schaffung neuer Arbeitsplätze liege das Land sogar 15 Prozent darunter.

Arbeit für die Menschen zu schaffen, vor allem dafür tritt Landratskandidat Spengler an. Die plattgewalzte Industrie der Region verlange die Verteidigung des zu Erhaltenden - Zernag und Zekiwa - und die Schaffung neuer industrieller Kerne wie eines Industrie- und Gewerbeparks mit 2 000 Arbeitsplätzen in Zeitz.

Nachdem die wirtschaftliche und soziale Rolle der LPG verlorenging, gelte es, durch eine neue Art der Beziehungen zu den Wiedereinrichtern, den Agrargenossenschaften und anderen landwirtschaftlichen Unternehmen, die Lage der Menschen in den Dörfern zu verbessern. Dazu gehöre der Ausbau der Verkehrsverbindungen, vor allem des Personennahverkehrs, auch deswegen, weil sich mit der Zusammenlegung dreier Kreise zu einem nun auch eine breitere Streuung der Ämter ergibt. Ausgehend von der Sachsen-Anhaltinischen PDS-Initiative, 300 000 Arbeitsplätze im Land zu schaffen, geht Spengler davon aus, daß im künftigen Burgenkreis 18 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können - und auch müssen, weil dies der Zahl der gegenwärtigen Arbeitslosen etwa entspricht.

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