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  • Politik
  • Ein Minenmoratorium, das keines ist

Superwahljahr – nicht für vier Millionen Ausländer

ISMAIL HAKKI KOSAN, Bündnis 90 / Die Grünen, zu einem Wahlkampfthema, das manche lieber totschweigen

  • Lesedauer: 2 Min.

1994 befinden wir uns im Superwahljahr, aus dem jedoch Bürger mit ausländischem Paß ausgegrenzt werden. Ihr Kommentar?

Vier Millionen Menschen in diesem Land können sich nicht an den Wahlen beteiligen. Für mich ist die Bundesrepublik in dieser Frage nicht weit von mittelalterlichen Zuständen entfernt. Es bedarf einer weiteren politischen Auseinandersetzung, damit die Menschen mit ausländischem Paß, die hier ansässig sind und mit uns leben, auch in dieser Frage gleichberechtigt sein werden.

Sie haben sich in der Kampagne für das Referendum „Doppelte Staatsbürgerschaft“ engagiert. Was hat diese Initiative gebracht?

Über eine Million Menschen haben unterschrieben. Damit ist das Kampagnenziel erreicht. Doch wie geht es weiter? Alles bleibt erstmal beim alten. Aber außerparlamentarische Bewegungen können nicht sofort zum Erfolg kommen. Es muß auch ein Partei-? eri'kön'senS 'Vörhatiden' Bein. ] r “

Erwarten Sie, daß Fragen wie Ausländer in Deutschland, Asyl, Integration, Einwanderung, „Überfremdung“ zum Wahlkampfthema gemacht werden?

So oder so geschieht das. Und ich möchte auch nicht, daß diese Themen verschwiegen werden. Wir müssen sie im Wahlkampf ansprechen und zwar, um sie zu lösen. Unmenschlich wäre, vier Jahre lang über das Thema zu reden, um es dann vor den Wahlen totzuschweigen. Damit würde den Republikanern in die Hände gespielt.

Welche Folgen hat die politische Ausgrenzung für Ausländer, die oft schon in der zweiten und dritten Generation hier leben? Kann dies bei der größten Minderheit, den

läßt. Sie orientieren sich an einer politischen Heimat, die sie eigentlich kaum je gesehen haben und nicht kennen. Dies ist eine Ersatzbefriedigung, die durch zurückgewiesene Be-

totgeschwiegen. Hier in Deutschland wird die Problematik der „Dritten Welt“ wie auch die Ausländerpolitik aus sehr eigener Sicht betrachtet, auch in linken Kreisen, in de-

ISMAIL HAKKIKOSAN war der erste türkische Bürger mit deutschem Paß, der als Parlamentarier in das Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen ist. Der 1948 als Sohn kurdischer Eltern in der Osttürkei geborene Politiker ist heute ausländerpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Schon als Jugendlicher sympathisierte er mit liberalen Ideen und entfloh zwanzigjährig aus der Enge seines Heimatdorfes. Der einst an der Technischen Universität Berlin in der Studentenbewegung aktive Kosan bezeichnet sich noch immer als politisch links, worunter er Sachlichkeit, Ehrlichkeit, Objektivität und soziales Engagement versteht. Mit dem 46jährigen sprach MONIKA STRUKOW-HAMEL

Foto: Strukow-Hamel

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