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  • Politik
  • Pille von Schering erneut im Zwielicht Erregt Diane

Krebs?

Zur Sache

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Mitteilung, daß die Anti-Baby-Pille „Diane 35“ einem Prüfverfahren des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte unterzogen wird, haben die Gynäkologen durch die Schering-Vertreter schon vor längerer Zeit erhalten. Trotzdem waren sie überrascht von der Panik mancher Frauen, die am vergangenen Donnerstag und Freitag in die Praxen kamen. „Ich weiß nicht, ob noch jemals eine Frau die Diane nehmen wird“, sagte eine Chemnitzer Frauenärztin gegenüber ND, die ihren Namen nicht nennen wollte, weil sie in das schwebende Prüfverfahren nicht eingreifen will.

Anlaß für die Überprüfung von „Diane 35“ war ein mehr oder weniger zufälliger Test mit CPA an weiblichen Ratten. Das Erbmaterial ihrer Leberzellen veränderte sich bedrohlich, ganz anders als bei männlichen Ratten. Italienische Experten wiederholten den Test an menschlichen Leberzellen und stellten, ähnliche Vorgänge fest wie im Tierversuch. Die Italiener stellen ihre Ergebnisse im September vor.

Bis zum 19 September hat der Berliner Pharmakonzern Zeit, den Verdacht zuwiderlegen, daß der Wirkstoff Cyproteronacetat (CPA) Leberkrebs hervorrufen könnte. Er ist in der Scheringpille „Diane 35“ und dem Mittel zur Behandlung von Prostataerkrankungen „Androcur“ enthalten. Eigentlich sollte die Information über die eventuellen Auswirkungen dieser Pille erst im Sepl tewfe«“«. i^eräfia^Uicht«. W den. Die“ „Äpothekerz'eitüng bieü sich nicht daran; Ärzte geben betroffenen Frauen den Rat, die angebrochene Packung aufzubrauchen und nach der Menstruation eine

andere Sorte zu beginnen. Verhütungsschutz ist jedoch erst dann gegeben, wenn die neue Pille einen Zyklus lang eingenommen wurde.

Die Frauen, die dieses Hormonpräparat nehmen, nach Angaben von Schering sind es in Deutschland 390 000, bekommen es vor allem wegen seiner antiandrogynen Wirkung verschrieben. Verhütungsmittel ist „Diane 35“ im Nebeneffekt. Bei ausgeprägter Akne, wenn selbst die Hautärzte kapitulieren, und bei starkem Bart- und anderem Haarwuchs, wirkt „Diane 35“ besser als andere Mittel. Die Chemnitzer Ärztin empfahl sie Frauen nur in diesen schwierigen Situationen, denn die Pille ist im Vergleich zu anderen Pillen erheblich teuerer. Andere Ärzte scheinen mit diesem Präparat sorgloser umzugehen, denn immerhin liegt es auf Platz 3 der „Hitliste“.

Schering will die Pille nicht vom Markt nehmen. Der Konzern verdient mit „Diane 35“ 400 Millionen Mark im Jahr. Außerdem ist der Pharmariese nicht zimperlich. Bei der Minipille „Femovan“, die Thrombosen, Lungen- und Herzerkrankungen hervorrief, weigerte sich Schering 1990 ebenfalls hartnäckig, die Erkrankungen in Verbindung mit der Pille zu sehen.

Häufige Skandale um Pillen bestätigt Mitarbeiterinnen von feministischen Frauengesundheitszentren in ihrer Kritik an Hormonpräparaten. Lissy Scharlach vom Frauen Gesundheits Zentrum München verweist darauf, daß alle Anti-Baby-Pillen Gesundheitsschäden hervorrufen können und empfiehlt Frauen, sich mit mechanischen und natürlichen Verhütungsmethoden vertraut zu machen. So über-? prüften Ärzte auchT5eY der“ Gabe von „Diane 35“ nicht ?-regelmäßig die Leberwerteyobwohl es ihrer Meinung nach nötig wäre.

ALMUTH NEHRING

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