Afghanen fliehen aus Angst vor US-Bomben

Pakistanische Vermittlungsversuche / Börsenöffnung an der Wall Street

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Der internationale Druck auf das Taleban-Regime in Afghanistan zur Auslieferung des mutmaßlichen Drahtziehers der Terroranschläge in den USA, Osama bin Laden, wächst. Unterdessen haben die US-Aktienbörsen den Handel mit deutlichen Verlusten wieder aufgenommen.
Washington/Islamabad (ND/Agenturen). Die Versuche der pakistanischen Delegation, einen drohenden US-Schlag gegen Afghanistan abzuwenden, brachten bis Montagnachmittag offenbar keinen großen Erfolg. Pakistans Armee-Geheimdienstchef Mahmud Ahmed sprach in der südafghanischen Stadt Kandahar drei Stunden lang mit Taleban-Anführer Mullah Mohammed Omar. Ein Taleban-Sprecher sagte anschließend laut der afghanischen Agentur AIP, beide Seiten hätten alle Aspekte der Lage erörtert, »mit Ausnahme der Auslieferung bin Ladens an die USA«. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) rechnet wegen des befürchteten US-Militärschlages mit gewaltigen Flüchtlingsströmen in Afghanistan. Das im Süden gelegene Kandahar, wo sich das Hauptquartier der Taleban befindet, sei bereits halb leer, teilte das UNHCR am Montag in Genf mit. Auch aus Kabul und Dschalalabad wurden große Flüchtlingsbewegungen gemeldet. Der US-Gegenschlag könnte von Deutschland aus gezündet werden. Im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen befindet sich das Hauptquartier des US-Militärs in Europa. Dort werden die laufenden Einsätze der Amerikaner in mehr als 83 Ländern koordiniert. Noch ist offiziell nicht klar, ob in Vaihingen auch die Fäden für einen neuen Angriff der USA zusammenlaufen. In den USA ging unterdessen die Fahndung nach den Drahtziehern des Infernos mit Hochdruck weiter. In der Nacht zum Montag stellte die US-Justiz zwei weitere Haftbefehle aus. Nach Medienberichten handelt es sich um »wichtige Zeugen«. Zwei weitere »wichtige Zeugen« sind bereits in Haft. Sie haben nach Information der Bundespolizei FBI »direkte Kenntnisse« über die Anschläge vom vergangenen Dienstag. Nach einer Meldung des amerikanischen Nachrichtensenders CNN vom vergangenen Samstag untersucht das US-Verteidigungsministerium den Verdacht, dass zwei der Attentäter eine Ausbildung an US-Militärschulen erhalten hätten. Ein Pentagon-Sprecher sagte, dass es dabei um die »Defense Language Academy« auf dem Luftwaffenstützpunkt Lackland in Texas und das »Air War College« in Montgomery in Alabama gehe. Allerdings sei es auch möglich, dass es sich um eine bloße Namensgleichheit handle oder die betreffenden Attentäter falsche Identitäten benutzt hätten. Ein saudi-arabischer Pilot ist nach eigenen Angaben versehentlich auf die vom FBI veröffentlichte Liste der mutmaßlichen Attentäter von New York und Washington geraten. Sein Name habe auf der veröffentlichten Liste gestanden, sagte Abdarrahman Said el Umari aus Dschidda der saudi-arabischen Tageszeitung »Al-Riyad« (Montagausgabe). Die Verantwortlichen in den USA hätten sich aber inzwischen bei ihm entschuldigt. Die Gesamtzahl der Toten wird inzwischen in New York auf fast 5100, in Washington auf etwa 190 geschätzt. Wie dpa aus zuverlässiger Quelle erfuhr, gehen die deutschen Stellen in New York davon aus, dass im World Trade Center auch 30 bis 100 Deutsche ums Leben gekommen sind. Die US-Aktienbörsen haben am Montag nach sechs Tagen Unterbrechung den Handel wieder aufgenommen. Obwohl die US-Notenbank kurz zuvor die Leitzinsen um ein halbes auf drei Prozent gesenkt hatte, gab es in den ersten Minuten erhebliche Verluste. Der Dow-Jones-Index fiel in den ersten Minuten um 138 Zähler auf 1,44 Prozent auf 9467,51 Punkte. Die für Ende September geplante Jahrestagung des IWF und der Weltbank in Washington wird wegen der Terroranschläge auf unbestimmte Zeit vertagt. Das bestätigten die Organisationen am Montag erwartungsgemäß in Washington.
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