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Geheimer Bericht des Zusammenbruchs?

Bundesregierung veröffentlichte Geheime Verschlußsache der DDR vom Oktober 1989

  • Lesedauer: 2 Min.

Von ROLF DEGENHARDT

„Ein ungeschminktes Bild der ökonomischen Lage der DDR“ - unter dieser Überschrift wurde, noch vor der Bundestagswahl, eine Geheime Verschlußsache der DDR vom 27. Oktober 1989 von der Bonner Regierung veröffentlicht (vgl. „Parlament“ Nr. 38). Dieser Bericht bestätige den bevorstehenden Zusammenbruch durch das Eingeständnis der DDR. Diese Analyse wird politisch durch die Bonner Koalition „ausgeschlachtet“ mit den bekannten Argumenten: 40 Jahre Mißwirtschaft, DDR-Pleite, Bankrott, Konkurs...

Die tatsächliche Lage in der DDR ist jedoch nur wirklich einzuschätzen, wenn Vergleiche - beispielsweise mit der Alt-BRD - angestellt werden, die im Bericht fehlen. Zunächst sollte die im Geheimbericht analysierte Entwicklung der DDR in den 80er Jahren real interpretiert werden. Das Nationaleinkommen war in den letzten 17 Jahren der DDR mit rund vier Prozent und 3,6 Prozent (1986 bis 1989) pro Jahr trotz der Probleme gestiegen. Aber in der alten BRD wuchs das Bruttosozialprodukt (BSP) real zu Preisen 1985 pro Jahr nur um 1,9 Prozent.

Im Geheimbericht wurde der Rückstand der DDR in der Arbeitsproduktivität zur BRD mit 40 Prozent eingeschätzt. Finanzminister Waigel behauptet dagegen, daß die DDR über 70 Prozent zurücklag. Wäre das wahr, wären die DDR-Bürger „verhungert“

Was der Bericht über die Einsparung von Material, Mängel in den Zulieferungen, Rückgang der produktiven Akkumulation aussagt, waren wirkliche Probleme. Aber die materiellen Bruttoinvestitionen im produktiven Bereich sind nicht

zurückgegangen, sondern laufend gestiegen (1970: 36 Milliarden Mark, 1985:48 und 1989 62 Milliarden). Diese Probleme in der Wirtschaft bedingten jedoch noch keinen Zusammenbruch eines ganzen Landes.

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