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- In Berlin leben PDS-Stadträte zunehmend gefährlich
Deckung nötig
Mit Lob für Berliner Bezirke hält sich Bausenator Nagel (SPD) sonst zurück. Jetzt erwähnte er aber Pankow gar öffentlich. Schon bemerkenswert, daß das dazu noch einer Baustadträtin mit PDS-Mandat galt. Noch bemerkenswerter allerdings, daß genau diese Frau Claudia Nier auf Antrag der Pankower SPD abgewählt werden soll.
Der Kern des Anlasses („mangelndes Demokratieverständnis“) ist der einer tauben Nuß. Meinen in Pankow nicht nur PDS und Bündnis 90, sondern auch einige SPD- und CDU-Leute. Dennoch kann die Allianz der Demokraten Frau Nier stürzen.
Motive gibt es genug: Sie ist unbequem, erfolgreich, eine Frau. Zudem überheblich. Sie will, obwohl man sie gefragt hat, tatsächlich nicht in die SPD eintreten.
Eine Provinzposse, die der Bundeshauptstadt gut zu Gesicht steht. Kiez-Klüngel spielt Bundestag. Wobei ja gerade die SPD in Pankow durchaus Frust los zu werden hat. Kam doch hierher eines der vier PDS-Direktmandate für Bonn .
Aber auch die anderen PDS-Stadträte (in Ostberlin ein Drittel der insgesamt 77!) dürften bis zu den Berliner Wahlen '95 immer gefährlicher leben. Die Anzeichen mehren sich. Um so wichtiger deshalb die Rükkendeckung durch alle Berliner PDS-Spitzen.
Im Fall Nier liegt nun endlich eine Erklärung in elf Zeilen vor. Lange existierte „nur“ ein Protest-Brief der Spitzen-Frauen. Ist die parteüos.e Architektin anderen nicht stromlinienförmig genug? Aber vielleicht verwenden sich gar noch ein paar der Leute für sie, denen sie, zumindest indirekt, Arbeitsplätze verschaffte.
MICHAEL MÜLLER
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