Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Innenminister wiegelt ab

  • Lesedauer: 2 Min.

Vom Dienst suspendiert ist er deswegen nicht, sondern sitzt „erkrankt“ derzeit zu Hause. Und auch die Mitwisser von Kordus, Innen-Staatssekretär Klaus Baltzer und der Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit, Olaf von Brevern, kamen glimpflich davon. Noch hält die Schweriner Seilschaft mit Innenminister Rudi Geil an der Spitze.

Hatte dieser im ersten Schrecken seinen Mitarbeitern noch einen „klaren Vertrauensbruch“ vorgeworfen, da sie ihm „wichtige und brisante Informationen einfach vorenthalten“ hätten, sah er am Dienstag sein Vertrauensverhältnis zu Baltzer und von Brevern plötzlich als nicht mehr gestört an. Beide hatten Ermittlungshinweise ?des LeitÖrä'deT Röstöcker'Polizeidirektion, Dieter Hem-?pel, auf Kontakte Kordus' zu' wenigstens einer Prostituierten ignoriert, obwohl sie sich mit bereits vorher eingegangenen anonymen Informationen deckten. Diese hatte Kordus gegenüber Geil vehement abgestritten - und damit war offensichtlich für das Ministerium der Fall ein für allemal erledigt. Hempels Akten kamen in die Ablage, aber für Geil ist das nun lediglich „eine bedauerliche Fehlinterpretation. Mir ist von meinen Mitarbeitern jedoch nichts absichtlich vorenthalten worden.“

Entsprechend die „Sanktionen“ Baltzer wird in den

einstweiligen Ruhestand versetzt und bei der bevorstehenden Regierungsbildung nicht wieder berücksichtigt; aber selbst das wollte Geil nicht mit der Affäre in Verbindung bringen, sondern sieht darin nur „eine Maßnahme im Rahmen der Organisation der neuen Landesregierung“ Und von Geldern übernimmt lediglich eine andere Abteilung.

Damit bleibt Geil unverdrossen in der Kontinuität seiner bisherigen Amtsführung, die darauf hinauslief, innenministerielle Seilschaften ungeachtet aller Anwürfe und nachgewiesener Unfähigkeit zusammenzuhalten. Exemplarisch dafür vor allem der Umgang mit Kordus: Obwohl es 1992 der damalige Rostocker Polizeichef bei den Krawallen gegen das Ausländerheim in Lichtenhagen für wichtiger gehalten hatte, sein Hemd zu wechseln als den Polizeieinsatz zu organisieren, wurde er an die Spitze des LKA berufen - nicht gerade ein Karriereknick. Und auch ansonsten scheint Geil lieber ein Auge zuzudrücken als den sonst so lautstark verkündeten Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu führen, denn gegen Polizeibedienstete laufen eine Reihe weiterer Ermittlungen - so weil Informationen über geplante Razzien auf wundersame Weise bei der „Szene“ eingingen, wegen eines dubiosen Bauauftrags für eine Polizeistation oder der bevorzugten Inanspruchnahme bestimmter Firmen zum Abschleppen falschparkender Autos. Jetzt will er eine Kommission bilden, um all diesen Vorwürfen nachzugehen, die natürlich nichts miteinander zu tun haben sollen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.