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Landeskasse leer, Subvention futsch

  • Lesedauer: 3 Min.

Schleswig-Holstein hat die alternative Stromerzeugung bislang relativ anständig subventioniert. Doch schon im vergangenen Jahr wurden nur zehn Prozent jener Fördermittel vergeben, die noch zwischen 1990 und 1992 gezahlt wurden. 1996/97 ist ganz Schluß. Zu alledem kommt für Betreiber die Unsicherheit, wann es den Stromriesen gelingt, das Einspeisegesetz vom 1.1.1991 zu kippen. Noch verpflichtet es die Konzerne; den Strom der Individualisten zu einem vereinbartet! Preis -er' liegt bei 90 Prozent ihrer

Durchschnittserlöse - abzunehmen.

Experten rechnen, daß zum Jahresende republikweit rund 1 000 Megawatt Leistung aus Wind installiert sein werden. Das ist beschämend wenig für den Technologie-Riesen Bundesrepublik. Dr Rainer Kottkamp aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium ist überzeugt, daß allein sein Bundesland bis zum Jahr 2000 dem Wind 1 000 MW abzapfen könnte. In Ostfriesland sollen zwei neue Windparks entstehen. Von dem, was 54 Anlagen in Utgast erzeugen, könnten 18 000 Vier-Personen-Haushalte leben. Auf Landesflächen am Wybelsumer Polder in Emden sollen 50 Windräder aufgerichtet werden. Das Geld bringen vor allem Wybelsumer und Emdener Bürger auf.

Vor nur fünf Jahren war man mit 50 kW-Anlagen zufrieden, nun sind bereits 600 kW-Anlagen serienreif. Landschaftsplaner müssen immer stärker um Gehör bitten. Denn: Auch für alternative Anlagen gilt, daß nicht alles, was machbar ist, gemacht werden muß. Was Bonn auch als Argument mißbraucht, sich aus der Förderung erneuerbarer Energien zu verabschieden. Das sogenannte 250 MW-Programm des Bundesforschungsministeriums läuft in diesem Jahr ersatzlos aus. Was bei den Energiekonsensgesprächen herauskam, verdient kaum höfliche Worte. Schon bald nach den Wahlen in Bremen und Niedersachsen wird Finanzminister Waigel seine wirklichen Subventionsrechnungen für Kohle und Atomenergie vorlegen. Ob dann noch Geld für Alternatives lockergemacht werden kann, bezweifelt selbst; Ministerpräsident Gerhard Schröder Er kennt aber auch seine SPD: „Eine Partei, die in

Bonn in der Opposition ist, möchte ungern mit weiteren Verteuerungen wie einer Energiesteuer antreten.“

Bei einer der jüngsten Bundestagsdebatten, die just am neunten Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe geführt wurde, erklärte „Gebetsmühle“ Merkel, daß Deutschland niemals mehr als zwei Prozent seines Bedarfes aus erneuerbaren Energiequellen schöpfen könne. Logik der Umweltministerin: Die 19 deutschen AKW müssen am Netz bleiben.

Dem steht eine Studie der Eurosolar-Forschungsgruppe entgegen. Prof. Hermann Scheer hält es für denkbar, daß im Jahre 2020 bereits 50 Prozent der gesamten europäischen Energieversorgung von erneuerbaren Energien abgedeckt werden könnten. Ein Viertel ließe sich durch die Nutzung organischer Reststoffe aus Industrie, Landwirtschaft, aber auch aus Haushalten und einem planmäßigen Energiepflanzenanbau gewinnen. 20 Prozent würden Windkraft und Photovoltaik erbringen. Dazu kämen Solarkollektoren zur Brauch- und Heizwassererzeugung. Den Rest gäbe Wasserkraft, deren Anteil derzeit bei sechs Prozent liegt, dazu. Die Folge nebst gesünderer Umwelt? 1,25 Millionen Dauerarbeitsplätze.

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