Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

„Hohler Vogel“ mit dicken Wänden

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Rote Turm war Mitte des 19. Jahrhunderts aus Klinkern auf dem Sockel eines 1430 als Bestandteil der Stadtmauer entstandenen Wehrturmes errichtet worden. Der im Original erhaltene Sockel aus Kalk- und Werkstein hatte Mauerstärken von über zwei Metern und einen Durchmesser von reichlich 12 Metern. Die Faber Bauunternehmen GmbH (Gießen) hatte das Gebäude für eine symbolische Mark von der Stadt gekauft und im vorigen Jahr mit der Sanierung begonnen. Presseberichten zufolge zeigten sich schon damals Risse im Mauerwerk. Um dem Turm Halt zu geben, sei zunächst eine Betonplatte auf das oberste Geschoß aufgelegt worden.

Was jedoch im Inneren des Turmes geschah, dazu wollte sich gestern im Jenaer Bauamt auf ND-Nachfrage niemand äußern. Es sollen am Ende aber nur noch die Außenmauern des Gebäudes gestanden haben, die durch, eine Stahlkonstruktion gestützt wurden. Daraufläßt auch die von einer Zeitung zitierte Äußerung von Baudezernent Peter Schulze schließen: „Eine Denkmalsanierung solch eines hohlen Vogels ist immer ein Risiko.“

Fachleute sollen das Bauwerk als sanierungsfähig eingeschätzt haben. Das Statikgutachten stammte von einem bayerischen Prüfstatiker. Werner Faber wollte das Gebäude in ein Bürohaus verwandeln, in dessen ersten beiden Etagen Gaststätten einziehen sollten.

Im Frühjahr war Richtfest gefeiert worden, Ende dieses Jahres sollten die Sanierungsarbeiten, deren Kosten auf drei Millionen Mark geschätzt wurden, abgeschlossen sein.

Nun dürfte die Saalestadt

um ein Kleinod ärmer sein. In ersten Stellungnahmen haben Vertreter des Bauamtes einen originalgetreuen Wiederaufbau als wenig wahrscheinlich bewertet. Vielleicht werde ein ähnliches Bauwerk an dieser

Stelle entstehen, da das Gebäudeensemble wieder geschlossen werden müsse. Während der Rettungsarbeiten umlagerten Tausende Jenaer die weiträumig abgesperrte Unglücksstelle.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.