Gunda und die Kinder
Die Eisschnelläuferin aus Erfurt engagiert sich stark für karitative Zwecke
Schon kommendes Wochenende geht das Verdienen im Eisschnellauf weiter. Heerenveen, die niederländische Hochburg, ruft zum Weltcup. 1 Erstmals sind bei dieser Weltserie über neun Stationen Einnahmen in nennenswerten Größenordnungen zu verdienen, womit die schnelle Sportart den Anschluß zu vielen anderen herstellt.
Im friesischen Heerenveen zählt Gunda Niemann auf den Mittel- und Langstrecken wieder zu den erklärten Favoriten. Das wird auch in der Folgewochen bei der dritten Weltcupstation in Hamar so sein. Dann folgen drei Wochen Pause. Nicht aber für Gunda Niemann. Sie hat am 17 Dezember in Erfurt eine ganz wichtige Veranstaltung. „Kinder helfen Kindern“ nennt sie ihre Aktion, die ausschließlich karitativen Zwecken dient. „Jeder, der in der Öffentlichkeit steht, sollte versuchen, positive Akzente zu setzen“, ist ihre Maxime.
Voriges Jahr hatte sie in der Vorweihnachtszeit ihr erstes
Kinderfest im Eissportkomplex der Landeshauptstadt. „Für einen sozialen Zweck etwas tun, das war mein Anliegen“, erklärte sie. Deshalb war sie selbst im Sozialamt und erkundigte sich, wo Geld am dringendsten gebraucht wird. So kamen die Einnahmen von über 3000 Mark einem Obdachlosenheim für Kinder zugute. Die diesjährigen Einnahmen werden dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf zur Verfügung gestellt.
Für Gunda Niemann ist das alles ganz normal, und sie möchte es um Gotteswillen nicht so hochgespielt sehen. „Dazu fühle ich mich als Sportlerin einfach berufen“, sagt sie. „Es verschafft Freude und Genugtuung.“ Die Erfurterin zeichnet große Kinderliebe aus. Selbst am Eisoval ist sie zu beobachten. Niemals wird sie Kindern nur ein flüchtiges Autogramm geben, stets spricht sie mit den kleinen Sportfreunden und hat meist auch Autogrammfotos dabei.
Der 17 Dezember im Erfurter Eissportkomplex läuft so
ab: Sponsoren übernehmen die Patenschaften über Verkaufsstände oder verkaufen auch selbst und stiften Preise für die Spiele. Die Medien unterstützen die Aktion, die Leitung des Eissportstadions verzichtet auf jegliche Einnahmen. Und Gunda Niemann wird, wie voriges Jahr, auch selbst wieder Spielsachen verkaufen. Denn: Die ganze Sache ist ihre Idee. Und sie soll zu einer schönen Tradition werden nach dem Motto: „Kinder helfen Kindern“
Die 29jährige zeigt aber noch mehr Engagement außerhalb des Eises. So setzt sie sich intensiv für die deutsch-holländische Freundschaft unter Jugendlichen ein. Dafür wirkt sie in einem Film mit. Die Geschichte ist schnell erzählt. Bei den Mehrkampf-EM letzte Saison in Heerenveen summten die Zuschauer die deutsche Hymne mit, die ihr zu Ehren gespielt wurde. Das wurde von Außenstehenden sehr positiv registriert. Daraufhin erhielt sie eine Einladung zu einer Konferenz der 2. Abgeordne-
tenkammer. Thema war das Verhältnis zum Nachbarland. „Ich habe dort meine Meinung vorgetragen“, erzählt sie, „und wurde danach gefragt, ob ich nicht in einem Film zu diesem Thema mitwirken möchte.“ Sie wollte. Die sechsteilige Serie wird dieser Tage im holländischen Fernsehen ausgestrahlt und soll irgendwann auch auf deutschen TV-Kanälen zu sehen sein.
Jüngst wurde sie gar zur Botschafterin berufen. Seit September ist Gunda Niemann Repräsentantin der UNESCO für das Land Thüringen. „Das alles gehört für mich zum Sport. Ich war immer schon unterwegs in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern. Das ist mir wie eine Verpflichtung.“ Ihren ersten offiziellen Auftritt als UNESCO-Botschafterin hat sie übrigens am 16. Dezember, dem Vorabend ihrer Kinderveranstaltung, beim traditionellen Erfurter Sportlerball. Das Wochenende wird wohl anstrengender für sie als ein Weltcupwettbewerb.
WOLFGANG RICHTER
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