Das Ehepaar Mandela vor der Scheidung
Presse entdeckte Graca Machel als Favoritin des Präsidenten / Winnie in Schwierigkeiten
Von HANNA NDLOVU
Südafrikas Präsident Nelson Mandela steht - in Johannesburg pfeifen es die Spatzen von den Dächern - nun doch vor der Scheidung. In gütlicher Einigung, wie es so schön in der Juristensprache heißt, läßt ihn Winnie allerdings nicht gehen.
Seit sie weiß, daß es Mandela Ernst ist mit der Auflösung der Ehe - er ließ ihr den Scheidungsantrag per Gerichtsbeschluß zustellen, da sie die Annahme wieder und wieder verweigerte -, spekuliert Winnie auf eine hohe Abfindung und eine Unterhaltssumme, die ihr weiterhin Wohlleben im Stile einer First Lady garantieren.
Winnie Mandela .wollte, bevor sie einem heute üblichen Scheidungsverfahren zustimmte, mit ihrem Noch-Ehemann die traditionelle Konsultation der Xhosa-Stammeschiefs in Anspruch nehmen, die ihr neben einer persönlichen Aufwertung noch einmal medienwirksame Aufmerksamkeit gebracht hätte. Denn auch der Präsident, wie Winnie Angehöriger des Xhosa-Volkes, wäre in solchem Falle verpflichtet gewesen, persönlich zu erscheinen und über die 37 Ehejahre mit ihr Rechenschaft
abzulegen. Mandela aber hat über seine Rechtsanwälte ablehnen lassen.
Während die südafrikanischen und die internationalen Medien noch darüber rätselten, warum der in Sachen Winnie eher zögerliche Mandela jetzt so unnachgiebig und zielstrebig auf die Scheidung zuzustreben scheint, verplauderte sich sein alter Freund, Erzbischof Desmond Tutu, und steckte den Journalisten, daß auch Nelson jemand brauche, „der ihm seine Pantoffeln bringt und an dessen Schulter er sich ausweinen kann“ Obwohl sich Tutu des weiteren über die angedeutete „Seelenpartnerin“ Mandelas ausschwieg, wurde schnell publik, daß es sich dabei um Graca Machel, die wohlgebildete und bescheidene Witwe des 1978 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen mocambiquischen Präsidenten Samora Machel, handeln könnte. Mandela ist der Patenonkel der drei Kinder des ersten Staatsoberhaupts der Nachbarrepublik und auch sonst ein guter Freund der 50jährigen Graca, was sie selbst auf Fragen der Journalisten mit einem Lächeln bestätigte. Gerüchte über eine Wiederverheiratung hat sie bis
jetzt allerdings zurückgewiesen. Sie wolle Mo^ambique nicht verlassen, ist von ihr zu hören.
Von einer Pantoffelbringerin ist Graca Machel in der Tat weit entfernt. Sie hatte als eine der ersten mocambiquischen Frauen einen akademischen Grad an der Universität Lissabon erworben und engagiert sich heute im Rahmen von UNICEF für die Belange der Kinder und Frauen ihres Landes. Erzbischof Tutu, von der ANC-Frauenliga für die als sexistisch bezeichnete Pantoffel-Äußerung scharf kritisiert, hat sich dafür inzwischen entschuldigt.
Als Winnie zu ihrer Meinung über diese Aussichten befragt wurde, meinte sie ungehalten: „Von mir aus kann der Präsident zusammenleben, mit wem er will.“ Die sich so gelassen gebende „schönste Großmutter Afrikas“ scheint die Scheidungsdrohung aber keinesfalls gut zu verkraften. Inzwischen sinkt ihr Stern vor allem in den Augen derer, die mit ihr Geschäfte gemacht haben, aus denen es noch Verbindlichkeiten gibt. Auch die „guten alten Freunde“ aus dem Ministerium für Kultur, Wissenschaft und Technologie, die
nun ums Mitgehangen fürchten, verlangen zwei BMW und ein Mobiltelefon zurück, das sich angeblich noch immer aus den Tagen von Winnies kurzem Gastspiel als stellvertretende Kulturministerin in ihrem Besitz befinden soll.
Die Versicherungsgesellschaft ABSA, bei der die First Lady noch mit 500 000 Rand in der Kreide steht, droht ihr, das Haus überm Kopf zu verkaufen, wenn sie zahlungsunfähig würde. Und um allem die Krone aufzusetzen, hat die private Foster Weöö-Fluggesellschaft Winnie erfolgreich beim Obersten Gericht von Witwatersrand auf Schadenersatz wegen eines nichtbezahlten Fluges nach Angola verklagt. Frau Mandela hatte bei diesem Unternehmen 1993 gemeinsam mit ihrem Schwiegersohn, dem Swasi-Prinzen Musi Dhlamini, einen Privatflug zum angolanischen Präsidenten Jose Eduarde dos Santos gechartert, um ein Diamantengeschäft abzuwickeln. Durch das Gerichtsverfahren um rund 50 000 Rand Flugkosten - von der Gesellschaft wohl aus Gründen eigener Weißwäsche durchgezogen - soll nachgewiesen worden sein, daß der illegale Handel zustande gekommen ist.
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