- Sport
- Die „wilden Springer“ des Berliner TSC strapazierten Lachmuskeln
Nach der „Gala“ wird es ernst
Mit einer „Gala“ eröffnen die Wasserspringer des Berliner TSC ihr Wettkampfjahr Fast 1000 Zuschauer - soviel wie noch nie - füllten am letzten Sonntag bei der vierten Auflage die Ränge der Schwimmhalle im Sportforum in Hohenschönhausen.
Der „Vater“ dieser Veranstaltung, TSC-Abteilungsleiter Gerd Völker, konnte sich vor Freude die Hände reiben. „Wenn wir schon eine exotische Sportart sind, dann wollen wir wenigstens mit der Vielfalt eines bunten Programms die Öffentlichkeit für uns interessieren. Und das gelingt immer besser“ meinte der 52jährige, der in den 60er Jahren einer der besten Brettspringer Europas war.
Tolle Stimmung herrschte jedenfalls, als 70 Spitzen- und Breitensportler vom 3-m-Brett und 10-m-Turm ins Wasser tauchten, die „Wilden Springer“ die Lachmuskeln strapazierten, als Neuheit im 50-m-Becken Wasserski demonstriert wurde und es am Bekkenrand freudige Umarmungen zwischen der 82jährigen Olympiateilnehmerin von 1932 und 1936, Olga Jensch-Jordan, und den Atlanta-Hoffnungen des Berliner TSC wie Simona Koch, Conny Schmalfuß und Holger Schlepps gab.
Den Ehrensprung vollzog übrigens einer, der immerhin schon 86 Jahre alt, aber sportlich jung geblieben ist: Paul
Heinrich aus Zehlendorf, Wasserspringer seit- 1924 und in den 30er Jahren Deutscher und Berliner Meister
Der jüngste BTSC-Nachwuchs kommt aus dem Bezirk Friedrichshain. Landestrainerin Sabine Grothkopp hatte die sieben Jahre alte Sabine Dörpholz und die ein Jahr ältere Pauline Pahl an einer Schule entdeckt. „Seit einem Jahr sind beide mit Eifer bei der Sache“, sagte sie. Und was beide schon können, zeigten sie auch bei dieser „Gala“
Besonders erfreut ist Gerd Völker darüber, daß immer mehr Sponsoren die 70 Mitglieder umfassende Wasserspringer-Abteilung unterstützen. „Uns geht es vor allem um den Nachwuchs, und jede Mark Überschuß aus der Gala hilft ihm, wieder einige Wettkämpfe mehr bestreiten zu können“, sagte er, darauf verweisend, daß es 1995 immerhin 6000 DM waren.
Während Bundesstütz-
punkttrainer Karl-Heinz Ranisch hofft, daß die 5. Springergala schon im neuen Schwimmstadion an der Landsberger Allee stattfinden kann, richtet sich der leistungssportliche Blick des
BTSC jetzt ganz auf die Olympischen Spiele. Fünf Kandidaten für die Atlanta-Tickets befinden sich in den Reihen des erfolgreichsten Wasserspringervereins Deutschlands. „Die Auseinandersetzung um die acht Fahrkarten findet mit Dresden, Halle, Rostock und Leipzig statt“, so Ranisch.
Die Vorbereitungen auf die ersten Saisonhöhepunkte erfolgen allerdings, wie schon vor vier Jahren, erneut unter erschwerten Bedingungen. 1992 war kein Berliner Wasserspringer in Barcelona am Start, weil wegen Sanierungsarbeiten in der Schwimmhalle in Hohenschönhausen fünf Monate lang keine optimale Vorbereitung möglich war.
„Diesmal müssen wir für vier Wochen dem Olympiaqualifikationsturnier im Wasserball weichen, sind aber trotzdem optimistisch. Wir müssen also wieder auf Wanderschaft gehen, finden aber in Leipzig, Dresden und Aachen gute Bedingungen vor, um das heimische Manko auszugleichen“, so der Stützpunkttrainer
Seine Anwärter auf Olympiafahrkarten sind Simona Koch, Conny Schmalfuß, Ditte Kotzian, Anke Piper und Holger Schlepps. Auf den Nachwuchs bezogen, stellte er fest: „Wir sind relativ sorgenfrei. Die Medaillengewinne bei den Jugend-EM 1995 in Genf beweisen es.“
WOLFGANG SCHILHANECK
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