Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Hamburger Germanen mit braunem Anstrich

Rechte Avantgarde in Burschenschaften

  • Lesedauer: 2 Min.

Von GUNTER HOLL, Hamburq

Außerhalb ihrer Verbindungshäuser treten die Hamburger Burschenschaftler kaum in Erscheinung. Dazu Bernd-Alfred Bartels, Mitarbeiter des Allgemeinen Studentenauschusses (AStA) der Universität: „Die verteilen höchstens mal zu Semesterbeginn Flugblätter an die Erstsemester in den Fachbereichen Jura und Wirtschaftswissenschaften.“ Klirrende Scheiben zerrten jetzt allerdings eine der 30 Verbindungen aus ihrem Schattendasein. Autonome bekannten sich zu dem Anschlag auf das Haus der rechtsextremen Burschenschaft Germania.

Der AStA der Hamburger Uni hat die Aktion zwar verurteilt, warnt in einer Broschüre aber eindringlich vor der „neofaschistischen Burschenschaft“. Laut Bartels zählt der Männerbund 17 Aktive und 75 „Alte Herren“ zu seinen Mitgliedern. „Die Germania hat sich der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) angeschlossen. Dieser Hardliner-Verband gehört zum rechten Flügel der Bewegung.“ Zum Personal zählt der Politaktivist Heiko Pätzmann, einst stellvertretender Vorsitzender der Hamburger Republikaner. Dessen ehemaliger Parteigenosse Rolf Leppert wohnte ebenso im Haus der Burschenschaft wie Andre Goertz, ehemals Vorsitzender der inzwischen verbotenen FAP Mittlerweile interessieren sich auch die hanseatischen Verfassungsschützer für die braunen Seilschaften bei der Germania. Sie stellten fest, daß sich eine „intellektuelle rechte Avantgarde“ herausgebildet habe.

In Hamburg hat es die rechte Vorhut zum zweitenmal hintereinander geschafft, ins Studentenparlament (Stupa) zu kommen. Bartels: „Zur Zeit sitzt ein Germane von der Liste Uniaktiv im Stupa.“ Die Gruppe will an der Uni radikal aufräumen: Schwulen-, Lesben-und Frauenreferat sollen weg. Gelder dafür seien reine Verschwendung.

Bei der ideologischen Verfestigung des extremistischen Gedankengebräus sind bekannte Größen gerne behilflich. Die Liste der von der Germania geladenen Referenten liest sich wie ein „who is who“ der rechten Elite: Stefan Ulbrich (Ex-Wiking-Jugend und ehemaliger Mitarbeiter der Jungen Freiheit), Manfred Rouhs (Herausgeber von „Europa Vorn“ und Mitglied der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“), Robert Steuckers (verfügt über gute Beziehungen zum „Vlaams Blök“). Auch die am feinen Alsterkamp beheimatete Verbindung Hansea übt sich in der Vermittlung politischer Bildung: Am 6. Februar war CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer geladen. Sein Thema: „Multikulturelle Gesellschaft“

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.