- Sport
- Gerhard Grimmer viel geschätzt - wie damals als Athlet, so heute als Kollege
Einst gekrönt von Schwedens Ski-Legende
Wenn im Erfurter Sitz des Landessportbundes Thüringen die Rede auf Gerhard Grimmer kommt, läßt keiner was auf den Kollegen kommen. „Sehr engagiert und sachkundig, dabei immer freundlich und bescheiden,
Gerhard Grimmer - als Weltmeister über 50 km und mit weiteren fünf WM-Medaillen der erfolgreichste deutsche Skilangläufer aller Zeiten
Foto: König
chem Training und in vermeintlich guter Verfassung in Kawgolowo bei Leningrad über Platz 71 nicht hinauskam. Das andere Mal, als er bei den Winterspielen 1972 in Sapporo wegen einer Viruserkrankung alle Einzelrennen sausen lassen mußte - als einer der größten Favoriten. Beim Olympiatest ein Jahr zuvor war er einmal Erster, zweimal Dritter geworden, und die WM 1970 in Strbske Pleso hatte drei Medaillen für ihn gebracht.
Er machte aber, obwohl schon fast 30, weiter, und in Falun gelang es ihm endlich, ganz oben zu stehen. „Die 50 Kilometer waren das letzte Rennen der WM“, erinnert sich der Thüringer, der da schon zwei Medaillen (Staffel-Gold und 15-km-Silber) in der Tasche hatte. „Die ersten 20 Kilometer war ich mit in der Spitzengruppe, setzte mich dann ab, und mein Vorsprung wuchs auf über zwei Minuten. So konnte ich teilweise auf Sicherheit laufen.“ Die Königskrönung nahm kein Geringe-
rer als Schwedens Ski-Legende Sixten Jernberg vor
Eines blieb Grimmer aber versagt: einmal bei Olympia
auf dem Treppchen zu stehen. In Innsbruck 1976, zum Ende seiner Karriere, war er zweimal nahe dran. Über 50 Kilometer wurde er Fünfter, im Staffelrennen begrub ein noch heute mysteriöser Unfall alle Hoffnungen. Vergeblich wartete Grimmer beim Wechsel auf seinen Brotteröder Staffelgefährten Axel Lesser, der unterwegs mit einem Unbekannten zusammengeprallt war und ausscheiden mußte.
Nach seiner Laufbahn blieb Grimmer immer mit dem Sport verbunden: als Leiter des ASK Oberhof (1981 bis 1990), für den er 15 Jahre lang gestartet war, in der Langlaufkommission des Ski-Weltverbandes FIS (1980 bis 1986) oder als Präsident des Thüringer Skiverbandes (1990 bis 1995), dem er noch heute mit Rat und Tat zur Seite steht. Und wenn Schnee am Rennsteig liegt, schnallt sich Grimmer natürlich auch heute noch regelmäßig die Bretter unter. Aber nur so zum Spaß.
MATTHIAS OPATZ
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.