- Politik
- Jungkonservativ
Atheisten und Ideologen unerwünscht
Sächsische CDU-Jungpolitiker im ND-Gespräch: Nation vor Kohls Europa retten Von Marcel Braumann, Dresden
Ein Bundesstaat Europa? »Mit mir nicht.« Gibt es Deutschland in hundert Jahren noch? »Mit Sicherheit.« Bei aller Wertschätzung für Kanzler Helmut Kohl - wenn's um Europa geht, geht der Vorsitzende der Jungen Union (JU) Sachsen und Niederschlesien, Roland Wöller (25), auf Distanz zum CDU-Bundesvorsitzenden. Wöller ist Mitglied des CDU-Landesvorstands im Freistaat und bringt gerade Biedenkopfs Parteinachwuchs kräftig in Schwung.
Am umstrittenen Maastricht-Vertrag mißfällt dem gebürtigen Duisburger, daß darin von immer tieferer Integration die Rede ist. Tatsächlich aber seien »landsmannschaftliche Identitäten Bausteine der europäischen und Weltordnung und Voraussetzung für Frieden«.
Das gleiche Prinzip möchte Sachsens JU-Chef auch in deutschen Landen wirken lassen: Die »föderale Kraft der Stämme« sei die »wichtigste Kraft«, die das Gemeinwesen zusammenhält. Was aber ist »typisch sächsisch« und der Beitrag
dieses »deutschen Stammes«? Gelassenheit, Lebensfreude, Mutterwitz, Selbstironie, Erfindergeist, unheimliches Improvisationstalent, so die Aufzählung des Wahlsachsen Wöller.
Ansbert Maciejewski (24), gebürtiger Leipziger und in seiner Heimatstadt Kreisvorsitzender der Jungen Union, hat es nicht so mit dem Sächsischen, fühlt sich aber wohl hier. Zu Maastricht fällt dem bekennenden Katholiken »Sowjetisierung Westeuropas« ein, die er ablehne. Mit der geplanten Währungsunion haben die beiden CDU-Nachwuchspolitiker nichts am Hut.
Die Abgrenzung zu rechten Nationalisten regele sich im wesentlichen übers Verhältnis zur Religion: Die Rechtsaußen-Kämpfer seien zumeist heidnisch, die bürgerlichen Konservativen christlich orientiert. So hätte man den Leipziger SPD-Rechtsabweichler Sascha Jung nicht in die Junge Union aufgenommen, weil er demonstrativer Atheist sei. Ansonsten gilt: »Wir haben keine geschlossene Weltanschauung«, so Wöller.
Der gelernte Bäcker Maciejewski, der nun als Mitarbeiter eines CDU-Landtagsabgeordneten beschäftigt ist, hatte mit
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.