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- Regisseur Robert Rodriguez über »From Dusk till Dawn«
Ich mache Stars
Der Regisseur posierte bei Dreharbeiten zu seinem jüngsten Film mit der Gitarre (als Ex-»Manachi«) vor der »Titty Twister«-Bar
Foto: J. Rudolph
Der Autodidakt Robert Rodriguez (»El Mariachi«) stellte während der diesjährigen Berlinale den umstrittenen Film »From Dusk till Dawn« vor (ND 23. und 27.2.), eine Mischung aus Roadmovie, Horrororgie und Vampirmetzelei, für den Quentin Tarantino (»Pulp Fiction«) das Buch schrieb. Darin begehen die Brüder Gecko (George Clooney und Quentin Tarantino) kaltblütig mehrere Morde, kidnappen die Familie des Pfarrers Jacob Füller (Harvey Keitel), flüchten nach Mexiko und erleben eine irre Nacht, »From Dusk till Dawn«, in einer obskuren Kneipe.
Wenn man die Filme von Tarantino und Ihre Werke betrachtet, scheint es, Sie haben den gleichen Sinn für makabren Humor und Gewalt.
Wir lachen über dieselben Witze und Situationen und haben über die Darstellung von Gewalt ähnliche Ansichten. Wir werden Gewalt immer in überhöhten, märchenhaft wirkenden Situationen einsetzen. Die Zuschauer merken sofort, daß sie nichts mit der Wirklichkeit gemeinsam haben.
Als Tarantino mir das Buch anbot, faszinierte mich die Einbeziehung der mexikanischen Kultur Es mußte aber gekürzt werden, und die Zahl der Figuren habe ich radikal eingeschränkt.
Vampire kennen wir nur aus Transsilvanien. Hat dieser Kult auch in Ihrer Heimat Mexiko eine Tradition?
Einige Bilder der Azteken ranken sich um einen blutigen Kult. Auf ihnen sind Menschen dargestellt, die lange Zäh-
ne haben und phantastisch aussehende Köpfe und die Menschen opfern. Alles ist voller seltsamer Tiere, vor allem Schlangen. Vampirmythen und Opferkult der Indianer mischen sich hier.
In Ihrem Buch »Rebell without a Crew« haben Sie die Inszenierung Ihres Films »El Mariachi« für nur 7000 Dollar beschrieben. Das 16 Millionen Dollar-Budget für »From Dusk till Dawn« war angesichts der Special Effects ebenfalls nicht hoch.
El Mariachi« habe ich nur für mich und die Auswertung auf dem mexi-
kanischen Videomarkt gedreht. Er war meine Filmschule. Ich habe mir eine Stummfilmkamera geborgt und die Darsteller mußten nach Abdrehen der Szene nochmals ihre Dialoge sprechen. Außerdem weiß ich genau, was ich will. Damit erspare ich mir Proben und den Dreh verschiedener Einstellungen. Stars brauche ich nicht, denn ich mache sie. Ich arbeite mit Schauspielern, die im Kommen sind. George Clooney habe ich für 200 000 Dollar bekommen. Jetzt kann er ein Vielfaches verlangen. Genauso war es mit Antonio Banderas. Neben der Gage ist aber die Größe der Crew entscheidend. Sie werden meinen Namen neunmal im Abspann finden, ob für Steadycam oder Musikschnitt. Dafür habe ich mir in meinem Haus in Austin Texas ein Studio eingerichtet. Die Arbeit in Mexiko verringert die Budgets entscheidend. In Hollywood hätte der Film sicher 30 bis 50 Millionen Dollar gekostet. Das hört sich verlockend an. Ich will aber mein eigener Boß sein. Gespräch: Monika Mattes
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