- Politik
- Wie hält es die Bundeswehr mit der »Legion Condor«?
Zweifelhafter Ruhm
Ohne Bildersturm, aber mit Konsequenz und mit Mut zum Handeln« solle die Bundeswehr ihre Traditionsträger prüfen. „Der, Brjgadegeneral im Bonner Streitkräfteamt,WinfriedVogel, hatte diesen Rat “seinem Obersten Dienstherrn Volker Rühe nahegelegt, nachdem eine breite demokratische Öffentlichkeit durchsetzte, daß die nach den Hitlergeneralen Dietl und Kubier benannten Kasernen in Füssen und Mittenwald endlich umbenannt werden. Doch Rühe hält es mit einem »breiten Tradtionsverständnis«, und das läßt Raum u.a. für einen Mann, der als Patron für gleich zwei Bundeswehrkasernen (Visselhövede und Braunschweig) auserkoren wurde: Den Hitleroberst und Angehörigen der »Legion Condor« Werner Mölders.
Im Vorfeld des 60. Jahrestages des Beginns des spanischen Freiheitskampfes ist wohl die Frage erlaubt, wie es die Bundeswehr mit der »Legion Condor« hält, einer der ersten deutschen Kampfeinheiten, die zur Durchsetzung »globaler Interessen« Deutschlands auf fremdem Territorum eingesetzt worden sind. Kaum, daß Franco im Juli 1936 gegen die vom Volk gewollte spanische Republik ge-
putscht hatte, waren schon Transportund Kampfflugzeuge des faschistischen Deutschland im Einsatz und brachten in wenigen Tagen Fremdenlegionäre mitsamt Ausrüstung auf die Iberische Halbinsel. Und während Hitler der Welt mit der Olympiade ein »Friedensfest« zelebrierte; ? Verabschiedete Generaloberst MilchinDeberitz 86'»Zivilisten« der>»Rei>segesellschaft Union«, die einige Stunden später mit der »Usaramo« von Hamburg aus gen Spanien ausliefen - an Bord Waffen und sechs Kampfflugzeuge. Die Vorhut der »Legion Condor«, die im November 1936 dann offiziell gegründet wurde. Am 27. Juli 1937 benannte Hitler in Würzburg eines der Initerventionsziele: »Wir brauchen eine nationale Regierung in Spanien, um uns das spanische Erz zu sichern.« An Bord der »Usaramo« war u.a. der Oberleutnant Johannes Trautloft. Spanien wurde für ihn der Startplatz zu einer großen Karriere. Ausgezeichnet mit dem »Spanienkreuz in Gold« folgten wenige Wochen nach der Teilnahme am Überfall auf die Sowjetunion das Ritterkreuz und der Oberstrang. Nach 1945 erklomm Trautloft in der Bundeswehr weitere militärische Ränge, brachte es bis zum Kommandierenden General der Luftwaffen-Gruppe Süd. Er war natürlich auch Mitbegründer der Traditionsgemeinschaft »Legion Condor« und erklärte
1956 auf der ersten internen Tagung auf Burg Klopp in Bingen: »Das Wirken der Legion Condor in Spanien muß der bundesrepublikanischen Jugend als Vorbild dienen.« Vorbild wofür?
Eine Studie des Bundeswehr-Führungsstabes aus dem Jahre 1964 geht ins Detail: »Mit der Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg konnte die Wehrmacht Ruhm an ihre Fahnen heften, sich mit dem Siegeslorbeer schmücken und die Überlegenheit deutscher Waffen und Kriegsmaterials beweisen.«
In diesem Sinne Ruhm erntete in Spa--ßieiMfca-»“HeinZ“»T<rettaerr*am–2&;*»April 1937 als Staffelkapitän an der Bombardierung Guernicas beteiligt. Er brachte es in der Bundeswehr bis zum Generalinspekteur. Hermann Alding, einst Kommandeur der ersten schweren Flakbatterie der »Legion Condor«, stieg in der Bundeswehr zum General der Kampfverbände und Inspizienten der fliegenden Verbände im Luftwaffenamt auf. Gruppenkommandeur im Kampfgeschwader 27 der »Legion« war Carl Schlichting, der spätere Generalmajor der Bundeswehr und stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe. Und dann war da natürlich auch noch der zweifache Namensgeber für Bundeswehrkasernen: Werner Mölders. Im neonazistischen »Deutschen Soldaten-Jahrbuch« wurde das Nazi-Idol 1963 als »erfolgreichster Sieger« in der »Legion Condor« gefeiert und den Traditionspflegern der Bundeswehr empfohlen: »Werner Mölders war einer der Edelsten unserer Nation, ein Kämpfer und Flieger, der adlergleich durch den Himmel stürmte und selbst noch im Absturz Sieger blieb in unseren Herzen...«
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