- Politik
- »The Eagles« begeisterten 16 000 in der Berliner Waldbühne
Country-Rock vom Feinsten
Eher friert die Hölle zu, als daß wir wieder zusammenspielen«, hatte einer der »Eagles« nach dem Auseinanderbrechen der amerikanischen Supergruppe (1980) erklärt. 14 Jahre später, 1994, kam es doch wieder zur gefeierten Reunion. Folgerichtig hieß das Comeback-Album der Band »Hell Freezes Over« (Die Hölle friert zu). Und so heißt auch die Tournee der Gruppe, deren zweiter Abschnitt sie nun nach Deutschland, am Mittwoch abend in die fast ausverkaufte Berliner Waldbühne führte. »On a dark desert highway, cool wind in my hair ...«, die Gruppe begann gleich mit ihrem n größten Hit, mit »Hotel California«, dem verschlüsselten Song, in dem es um Kalifornien geht, offensichtlich ein trauriger und einsamer Platz, wo Träume zu oft zu Staub zerrinnen. Geboten wurde das Lied vom singenden Drummer Don Henley, die anderen vier Eagles, jeder mit einer Gitarre bewaffnet, verteilten sich vor ihm über die Breite der Bühne.
»Eagle« Glenn Frey begrüßte die Berliner Dann wurden Songs vom besten Album der Truppe, von »Hotel California«, gespielt. Ein Jahr hatte die Band Mitte der 70er Jahre daran geschuftet und eine erstaunliche Perfektion erreicht: Manche Tracks wurden 80mal(!), bis alle zufrieden waren, eingespielt.
»Mögt ihr in Berlin Country-Musik?« fragte Glenn Frey das Publikum auf der Waldbühne. Dann gab es »Peaceful Easy Feeling« von der allerersten LP der Eagles. Es folgten andere große Hits der Gruppe: »I Can't Teil You Why«, »One Of Theese Nights«, »Lyin' Eyes«, »Tequila Sunrise«. Wie erklärte doch einer der Eagles kürzlich: »Die Leute zahlen Geld für die alten Lieder. Und die kriegen sie zu hören.« So war's auch an diesem Abend. Und das in einer Qualität, wie es live selten zu hören ist. Das sind schon Könner auf ihren Instrumenten; bei einigen Liedern bedienten sie ausschließlich Akustik-Gitarren - und erst ihr Satzgesang, der ist vom Feinsten.
1971 hatten sich die Eagles formiert, ihre Lieder strahlten Optimismus und zu Beginn eine gewisse Naivität aus. 1975 schafften sie den großen Durchbruch, 1976 wurden sie mit der LP »Hotel Cali-
fornia« Superstars. Bis zur folgenden Studioplatte brauchten sie jedoch drei Jahre, das Ende zeichnete sich ab: Man war ausgebrannt und zerstritten, nahm zuviel Kokain. 1980 kam es nach einem Konzert in der Garderobe zum großen Krach, man schrie aufeinander ein, eine Gitarre wurde an der Wand zertrümmert. Die Band hörte bald auf zu existieren, die Musiker verfolgten - 14 Jahre lang - Solo-Karrieren.
Aus dieser Zeit erklangen in Berlin u. a. der Henley-Song »The Boys Of Summer«, vielleicht gar die beste Nummer an diesem Abend. Immer wieder glänzten Don Felder und Joe Walsh an der Gitarre. Manches kam zwar überzuckert, das meiste jedoch locker und entspannt. Bei einbrechender Dunkelheit wurde die Band rockiger, das Publikum ausgelassener, drängte vor zur Bühne. Zwei Zugaben wurden erklatscht, darunter »Take It Eagles«, der Sommer-Hit von 1972. Die Eagles »fliegen« wieder, sie können noch spielen, Songs schreiben (leider nur vier neue), scheinen Spaß zu haben. Ihre Tournee bricht einige Rekorde. Werden sie jedoch zusammenbleiben? Glenn Frey dazu: »Wenn es aufhört, Spaß zu machen, wird es enden. Genauso wie einst.«
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