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  • Politik
  • Tom Cruise - Reklame für Scientology?

Keiner seiner Filme war ein Minusgeschäft

  • Uwe Mies
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Siegerlächeln ist sein Markenzeichen, unverschämt selbstbewußt zwischen Grübchen eingedübelt. Tom Cruise weiß, wie er sich in Szene zu setzen hat; ganz besonders gegenüber der Presse. Cool und lässig, an dieser wohl einstudierten Fassade perlen selbst dümmste Fragen problemlos ab. Dann aber kommt die unvermeidliche Frage nach Scientology, und Cruise bekommt plötzlich schmale Lippen. »Ja, ich gehöre dieser Kirche an. Alles andere ist meine Privatsache.«

Diese Reaktion kommt nicht unerwartet. Scientology steht in Deutschland unter Beschüß, sogar ein Verbot wird in

Erwägung gezogen. Cruise weiß das, aber zu einer Äußerung läßt er sich nicht hinreißen. »No Comment« - Kein Kommentar, Themenwechsel heißt das Gebot der Sekunde. John Travolta war im Frühjahr weitaus gesprächiger, werbewirksamer in diesem Punkt. Beide Schauspieler sind als sogenannte Celebrities - Berühmtheiten - von ungeheurem Nutzen für Scientology. Ihre Popularität ist indirekter Werbeträger fürs Gedankengut im Hintergrund. Wenn solch tolle Leute dazugehören, dann muß schon was dran sein. Die Assoziation ist schlicht, aber erstaunlich wirkungsvoll. Travolta gehört seit 26 Jahren der Scientology an. Cruise stieß vor etwa elf Jahren dazu, angespornt durch seine damalige Frau, die Schauspielerin Mimi Rogers.

Scientology verheißt psychische Stabilität, gefiltert und analysiert in ausgefeilten Persönlichkeitstests, mit dem Ziel der geistigen und seelischen Therapie. Scientology ist aber auch Wirtschaftskraft. Extremer Machthunger wird der Kirche ebenso nachgesagt wie unmittelbare Einflußnahme zu eigenen Gunsten, und bisweilen zugunsten einzelner Mitglieder. In Hollywood kursieren längst Gerüchte über plötzliche Karrieresprünge von Schauspielern, die sich zu Scientology bekennen. Anne Archer etwa, die besser aussieht, als sie talentiert ist, erlebte durch ihre Rolle als Ehefrau in »Eine verhängnisvolle Affäre« eine beachtliche Steigerung des Marktwertes. Noch besser erging es Sharon Stone, die als mäßig erfolgreiches Starlet galt, bis sie die Hauptrolle in »Basic Instinct« bekam.

Und auch Travolta war eigentlich abgeschrieben, als ihm zusammen mit Kirstie Alley unter Regie von Amy Heckerling (beides begeisterte Scientologen) in »Kuck mal, wer da spricht« ein fulminanter Kassenhit aus dem Nichts gelang. Solchen Fakten steht jedoch gegenüber, daß weder Anne Archer noch Sharon Stone, und schon gar nicht Mimi Rogers zu beständigen Publikumsmagneten zu zäh-

len sind. John Travolta kann dagegen zwar Kassenerfolge verbuchen, aber die künstlerische Ehrung blieb bislang aus. Gerüchteweise soll die Oscar-Jury die erwartete Nominierung für »Schnappt Shorty« allein aufgrund von Travoltas Scientology-Zugehörigkeit verweigert haben.

Auch Tom Cruise ging vor fünf Jahren bei Oscar leer aus, was ihn sichtlich wurmte. Andererseits kann der Mann sich damit trösten, daß keiner seiner Filme ein Minusgeschäft war, die letzten der vier schafften gar alle das magische Einspielergebnis von mehr als 100 Mio Dollar in den USA. Vorläufiger Erfolgsgipfel ist »Mission Impossible«, eine clever modernisierte Fortsetzung der legendären TV-Agentenserie »Kobra, übernehmen Sie!« aus den sechziger Jahren. Cruise spielt die Hauptrolle und fungierte erstmals auch als Produzent. Der Film ist einer der intelligentesten und bestinszenierten (Regie: Brian De Palma) Unterhaltungsthriller der letzten Jahre. Der Boykottaufruf der Jungen Union gegen »Mission Impossible« und seinen Star schießt übers Ziel hinaus. Die Leute mögen Cruise als Action-Mann, als Scientologe hat er nichts zu melden.

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