i:w Letzter Guß bei John-Deere 1998
Mannheimer Traditionsunternehmen soll schließen
Mannheim (ND-Roos). Die Gießerei des Traditionsunternehmens für Traktorbau John-Deere in Mannheim wird zum Ende des nächsten Jahres geschlossen. Das teilte am Freitag die Geschäftsleitung mit. Zwei externe Gutachten hätten ergeben, daß die Gießerei 1998, bei einer Auslastung von 29 Prozent, nicht überlebensfähig sei, so der Personalchef des Werkes in Mannheim, Ingolf Prüfer. Ein Wirtschaftlichkeitskonzept gebe es nur mit Personaleinbußen und Lohnkürzungen um 25 Prozent. Betroffen von dieser Entscheidung sind 400 Mitarbeiter von insgesamt 2600 am Standort Mannheim. 150 Beschäftigte sollen aufgrund älterer Vereinbarungen ausscheiden. Für die anderen 250 Gießer will das Unternehmen einen Interessenausgleich verhandeln.
Der Betriebsratsvorsitzende von John-Deere, Rainer Wietstock, zeigte sich durch diesen schnellen Entschluß überrascht. Über die Zukunft der Gießerei werde bereits seit Jahren verhandelt. Ein
Konzept wurde erarbeitet, wonach auch Aufträge von Fremdfirmen bearbeitet, die Produktion für das eigene Werk aber bevorzugt werden solle. Zum Argument des Unternehmens, die Lohnkosten müßten um 25 Prozent und die Anzahl der Beschäftigten auf 150 gesenkt werden, damit die Gießerei tragfähig bleibe, meint der Betriebsrat, daß sich das Management auf einen bayerischen Anbieter mit gleichem Lohnniveau beziehe, der jedoch mit wesentlich moderneren Maschinen produziere. Dem Argument der Geschäftsleitung, sie habe 36 Millionen Mark in den letzten zehn Jahren investiert, hält der Betriebsrat entgegen: »Seit 25 Jahren ist nichts in die Gießerei investiert worden.« Wer glaube, man könne »fehlende Investitionen über Personalabbau ausgleichen, der liegt schief,« betonte Wietstock. Da Rohguß und Bearbeitung nicht getrennt werden könnten, sieht dar Betriebsrat den gesamten Standort gefährdet.
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