Ich hätte es getan
Als ehemaliges Mitglied der Grenztruppen der DDR, Wehrpflichtiger an der Staatsgrenze der DDR zur BRD und zu Berlin-West 1972-73, kann Itihild6n r Satzi ! d^ö' l Pl>S-Bunde'stä'gsäbg-ei- < ordneten“iCftfriTrea 1 '' Müller, daß “es 1 ' »'niemand aus eigenem Antrieb getan« hat (als DDR-Grenzer jemanden an der Grenze erschießen), zwar grundsätzlich bestätigen, aber genauso sicher von mir mich meiner damalige Auffassung erinnernd - sagen: Ich hätte es aus innerer Überzeugung und ohne Rechtsunsicherheitsgefühl getan.
Und zwar, im Gegensatz zur Darstellung des Bundestagsabgeordneten Uwe-Jens Heuer, überhaupt nicht aus irgendwelchen DDR-egoistischen Motiven heraus (»DDR nicht ausbluten lassen« usw.), sondern aus einer ganz - sage ich heute - merkwürdigen Auffassung von Humanismus und Verantwortung gegenüber Menschen, die ich etwa so wiedergeben möchte: Durchlässigkeit dieser Grenze an der Nahtstelle (oder Trennlinie?) der beiden Systeme hätte Gefahr für den Weltfrieden, Verringerung der Sicherheitsschwelle vor Atomkrieg, Massensterben und Flächenverwüstung bedeutet, und deshalb galt es - für mich -, die Un-
durchlässigkeit meines Grenzabschnitts zu garantieren.
Aufgewachsen mit den Historien und Legenden selbstloser, opferbereiter und sich für ihr^nBimnistisrchen) Ideale aufopfernder Mensthen“ ünd“'“*gfedän i klich durchaus zu eigenen derartigen Opfertaten bereit, war es für mein Bewußtsein keineswegs unrechtmäßig, im Interesse des Lebens Menschenopfer einzukalkulieren und gegebenenfalls auch zu verursachen. In Abstinenz von christlicher Ethik, von humanistischen Idealen der Antike, der Renaissance, des Klassizismus, bürgerlich-demokratischer Bewegungen, Politik und Errungenschaften gehalten, hatte ich damals keinerlei Vorstellung davon, was denn eine solche Formulierung, »daß das Recht auf Leben über allen anderen Rechtsgütern« stehe, beinhalten mag. Auch wenn ich diesen Satz heute aus vollem Herzen bejahen kann und ihn sogar gegenüber der im Augenblick gültigen Fassung des Grundgesetzes der BRD - nicht ohne den Hintergrund gravierender persönlicher Erfahrungen seit 1990 - massiv einklagen möchte.
Peter Grünstein 13059 Berlin
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.