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Das Fest beginnt erst nach dem Quempas

600 Jahre altes Sing- und Krippenspiel sorgt in Perleberg für volle Kirche Von Birgit Körner, ADN

  • Lesedauer: 2 Min.

»Für echte Perleberger fängt Weihnachten erst an, wenn sie vom Quempas nach Hause kommen«. Constance Spiering muß es wissen. Sie gilt als »Quempas-Mutter« von Perleberg und hält seit 28 Jahren die Kostüme für das weihnachtliche Sing- und Krippenspiel in der Prignitz bereit.

»Quem pastores laudavere - den die Hirten loben sehre«, die lateinische Textzeile, mit der das Christmettenlied beginnt, dürfte dieser Tradition ihren Namen gegeben haben. Wer sie vor mehr als 600 Jahren nach Perleberg gebracht hat, kann heute niemand mehr sagen. Seither aber ist der Ablauf des ersten

Weihnachtsfeiertages für viele Perleberger ein Stück Familientradition.

Wer zum Quempas geht, muß in aller Herrgottsfrühe aufstehen. Um fünf Uhr schon kommen die Jungen und Mädchen zu Constance Spiering, um sich für das Krippenspiel in Hirten, die drei Könige und das heilige Paar zu verwandeln. Bereits im November klopfen die ersten Bewerber bei der »Quempas-Mutter« an und fragen, ob sie mitspielen dürfen.

»In diesem Jahr spielt ein Mädchen die Maria, deren Vater vor 30 Jahren selbst als Josef vor der Krippe stand.« Constance Spiering hat kaum Sorgen, daß der Quempas jemals ausstirbt. »Man lernt ihn, indem man mitmacht.« Selbst wer sonst kein Wörtchen Latein kann, den Quempas-Text beherrschen sicher die

meisten Perleberger. Etwa 80 von ihnen steigen in jedem Jahr auf die Empore der St.Jacobi-Kirche, um in vier Chören den Text von der Geburt Christi zu singen.

Punkt sechs Uhr läuten die Glocken, und die Kirche ist bereits bis auf den letzten Platz besetzt. Die kurze Predigt des Pfarrers müssen die Kinder noch abwarten, dann kommt ihr großer Auftritt. Wenn der Chor Nummer eins die erste Quempas-Strophe anstimmt, gehen die Hirten mit Laternen zur Krippe, gefolgt von den Königen, die dem Kind in der Krippe ihre Geschenke darbringen. Jeder der vier Chöre singt seine Strophe, in den Refrain stimmt die ganze Gemeinde ein. Orgel und Posaune begleiten den Gesang im Wechsel. Wenn der Quempas beendet ist, stimmt Perlebergs Pfarrer »Oh du fröhliche...« an. Die Kinder ziehen wieder zum Turmausgang.

»Nach der Wende reisten alte Perleberger aus Lübeck oder Hamburg an, um ihren Quempas wieder mitzusingen«, erinnert sich Constance Spiering. Auch in diesem Jahr, vermutet sie, werden viele wieder vor der Kirche stehen, für die Quempas ein Stück Weihnachten und Heimat geblieben ist.

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