Naziverehrer
Kurt Rossmanith
Der 52jährige CSU-Abgeordnete wurde Vorsitzender des Bundestags-Verteidigungsausschusses
Foto: ND-Archiv
Es ist eine der Seilschaften, wie sie im Postenschacher der Parteien üblich sind: Weil Bundestags-Vizepräsident Hans Klein (CSU) gestorben ist, fiel sein Amt an Michaela Geiger (CSU), bislang Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Diesen Job übernahm Klaus Rose (CSU), und dessen Stuhl als Vorsitzender des
Bundestags-Verteidigungsausschusses übernahm dieser Tage Kurt Rossmanith - natürlich auch CSU.
Reserve-Oberst Rossmanith tat sich bisher vor allem dadurch hervor, daß er unbeugsam für die Erhaltung eines Nazi-Kasernennamens kämpfte. Seine Verehrung für Wehrmachtsgeneral Dieti, der von Hitler als »Idealtyp des nationalsozialistischen Offiziers« gefeiert wurde und nach dem lange Zeit die Bundeswehrkaserne im bayerischen Füssen benannt war, brachte Rossmanith 1993 so zum Ausdruck: »Generaloberst Dieti war und ist für mich auch heute noch ein Vorbild in menschlichem und soldatischem Handeln.«
Ähnlich äußerte er sich im Bundestag, was einen SPD-Abgeordneten zur Feststellung veranlaßte, der CSU-Mann stehe in Nazi-Tradition. Die Einschätzung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Dieti sei in einer Weise in Unrechtstaten verstrickt gewesen, die »ihn aus der Masse der Wehrmacht deutlich heraushebt«, beeindruckt den gelernten Betriebswirtschafter und Berufsberater nicht.
Überhaupt schmückt Rossmanith alles,
was einem ordentlichen CSU-Funktionär zur Ehre gereicht. Im Bundestags-Handbuch läßt er seit seinem Eintritt ins Parlament 1980 vermerken, daß er 1944 in Sudetenschlesien geboren wurde. Da ist es nur logisch, daß er eine Spitzenposition in der CDU/CSU-Vertriebenenunion innehat. In seinem Wahlkreis rief der Katholik und Vater von vier Kindern dazu auf, gegen die Entfernung von Kruzifixen aus Schulräumen zu demonstrieren.
1996 scheiterte die Klage gegen einen Mann, der Rossmanith als Nazi-Fan bezeichnet hatte. Das Landgericht Kempten konnte darin keine Verunglimpfung Rossmaniths erkennen. Daß ein Nazi-Fan nun dem Verteidigungsausschuß vorsteht, ist für den PDS-Abgeordneten Gerhard Zwerenz ein Zeichen für die weitere »verhängnisvolle Annäherung der Bundeswehr an die Wehrmacht«. Doch solche Annäherung ist nicht gemeint, wenn derzeit über einen besonderen Schutz der Soldatenehre diskutiert wird. Verboten werden soll u. a. der Tucholsky-Spruch »Soldaten sind Mörder«, der auf das Rossmanith-Idol Dieti vorzüglich zutrifft.
Wolfgang Hübner
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