Der Wehrmachtsbefehl vom 10. Oktober 1941
Zu »Wehrmachtsausstellung / Die Gräben der Erinnerung« (ND vom 27.2.):
Die gegenwärtige Wanderausstellung durch verschiedene Städte der BRD über die Verbrechen der Nazi-Wehrmacht während des 2. Weltkrieges wird unter anderem von der Staats- und Parteispitze der CSU heftig attackiert. Herr Stoiber durfte am 24. Februar unwidersprochen im ZDF behaupten, es habe sich nur um »exzessive Einzeltäter« gehandelt.
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir die auszugsweise Wiedergabe aus dem Befehl über das »Verhalten der Truppe im Ostraum« vom 10. Oktober 1941. »... Das wesentlichste Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis... Deshalb muß der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben... Der Kampf gegen den Feind hinter der Front wird noch nicht ernst genug genommen. Immer noch werden heimtückische Partisanen und entartete Weiber zu Kriegsgefangenen gemacht, ... Das Verpflegen von Landeseinwohnern und Kriegsgefangenen, die nicht im Dienste der Wehrmacht stehen, an Truppenküchen ist eine ebenso mißverstandene Menschlichkeit wie das Verschenken von Zigaretten und Brot... Weder geschichtliche noch künstlerische Rücksichten spielen hierbei im Ostraum eine Rolle... Fern von allen politischen Erwägungen der Zukunft hat der Soldat zu erfüllen ... die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke und Grausamkeit und damit die Sicherung des Lebens der Deutschen Wehrmacht in Rußland.«
Unterzeichnet ist dieser Befehl an die Soldaten der 6. Armee von dem »ehrenwerten« deutschen Generalfeldmarschall
von Reichenau, der zu dieser Zeit in Personalunion auch Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd war. Der Befehl entstand auch nicht in irgendwelchen Amtsstuben der Nazi-Partei. Nein, er trägt das Aktenzeichen der Führungsabteilung (Ia) der Armee. Es handelt sich also um einen wehrmachtsamtlichen,. und -eigenen , Mord- und Totschlagbefehl, der nicht nur für »exzessive Einzeltäter« gedacht war. Wie weit solche Dinge bis in die persönliche Nähe hineinwirkten, zeigt ein
Zitat, welches in unserer Familie immer wieder in Erinnerung gerufen wurde. Einer meiner längst verstorbenen Onkel nahm als einfacher Wehrmachtssoldat am Krieg gegen die Sowjetunion teil. Während eines Heimaturlaubes, als der unaufhaltsame Vormarsch der Roten Armee bereits begonnen hatte, habe er im Familienkreis gesagt: »Wenn der Russe hierher kommt - und ihr könnt euch darauf verlassen, er kommt - und hier auch nur annähernd das macht, was wir dort angestellt haben: Dann gnade euch allen Gott, über nichts braucht ihr euch zu
v wundern, kein Stein, bleibt dann auf dem anderen! <c Auch nur Einzelerlebnisse mit
* Emzeltätern? ^ T * -' ?-?????>?? ?. “.-,>*.»?
Jürgen Falke 15344 Strausberg
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