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mm Ausnahme: Patente von Frauen

Zu DDR-Zeiten statistisch hochgejubelt, nach der Wende nur mit. Mühe zu finden Von Hans-Werner Oertel

  • Lesedauer: 3 Min.

Der Anpassungsprozeß in Richtung westdeutscher Gegebenheiten ist atemberaubend: Nach sieben Jahren Marktwirtschaft ist Erfinden im Osten fast ausschließlich wieder Männersache. ND stieß auf die berühmten Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Was war doch gleich die höchste Steigerungsform der Lüge? Ach ja, die Statistik. Die wies 1989 für die DDR mit zehn Prozent einen erstaunlich hohen Frauenanteil unter den Patentanmeldern aus. Bei Erfindungen im Kollektiv, so ein Berliner Patentanwalt rückblickend, wurde hie und da aus Gründen der Optik - sprich der politisch gewollten Frauenpräsenz - schon mal geschummelt. Plötzlich gehörte auch die technische Zeichnerin oder die Abteilungssekretärin zum attestierten Kreis der Kreativen.

Statistik hin, Statistik her- Unstrittig bleibt, daß Frauen in der DDR aufgrund ihrer Ausbildung und beruflichen Praxis weit öfter »Heureka« (»Ich hab's gefunden«) ausrufen konnten als ihre Geschlechtsgenossinnen im deutschen Westen. Weil Erfinderinnen im dafür zuständigen Münchner Patentamt seit eh und je keine statistische Größe sind, kön-

nen Insider deren Anteil am Patentgeschehen nur schätzen. Demnach trägt etwa jede 50. Patentanmeldung die Handschrift einer Frau. Für eine süddeutsche Journalistenkollegin scheint die weibliche Zurückhaltung naturgegeben: Männer bekommen keine Kinder, ergo müssen sie ihre Kopfgeburten ausleben.

Die ebenfalls aus Bayern stammende und in Potsdam tätige Patentanwältin Eva Liesegang sieht das völlig anders. Für sie steht die weibliche Erfindungsabstinenz in engem Zusammenhang mit dem geringen Frauenanteil in technischen Studienrichtungen wie E-Technik.

Wo sind die Erfinderinnen im Osten geblieben? Von den meisten von ND dazu befragten Patentanwälten, darunter mehreren Anwältinnen, kam nur Schulterzucken. Erfinderinnen sind mir in den letzten fünf Jahren überhaupt noch nicht untergekommen, muß auch Gerald Haschick bedauern. Dafür macht Patentanwältin Jutta Kaden (beide Berlin) die sich »verändernde Umgebung« verantwortlich, die aus zum Teil hochqualifizierten DDR-Frauen viele Arbeitslose oder gestreßte Selbständige gemacht habe. Beide Gruppen hätten »fast keine Chance«, am Innovationsprozedere teilzunehmen.

Die Suche führt schließlich über die Patentanwälte Jürgen D. Hengelhaupt (Berlin) und Andreas Findeisen (Chemnitz) zu gewissem Erfolg. ND stößt auf mehrere ostdeutsche Unternehmerinnen,

die allesamt nach der Wende mit ihrer hochspezialisierten Ausbildung und einigen Patentideen den Sprung in die Marktwirtschaft gewagt haben und heute auf dem besten Wege sind, mit ihren eigenen Erfindungen Geld zu verdienen.

Die Alleingesellschafterin und Geschäftsführerin der ZWEK Vakuumtechnik GmbH im südthüringischen Herges-Hallenbach, Katarina Koterewa, entwikkelte zusammen mit einem Partner eine von der Fachwelt bestaunte mechanische Vakuumpumpe. Die Innovation, klein und energiesparend, kann jetzt endlich in Serie gehen. Die resolute Spezialistin, die einst in Moskau Kraftwerkstechnik studierte und sechs Patente innehat, führt als Mutter eines erst wenige Monate alten Sohnes inzwischen eine 10-Mann-Firma.

Im sächsischen Tauscha bei Chemnitz macht sich Franziska Seidel, Mitinhaberin mehrerer Patente und Gebrauchsmuster, bei der Modifizierung von Spritzgießmaschinen einen Namen. Innovationen der von ihr geführten Firma Kunststoff-Verarbeitungstechnik werden über das Forschungsministerium gefördert.

Auch Dr. Petra Rabe, Geschäftsführerin der BIOPHIL GmbH in Berlin-Adlershof, einer Gesellschaft für biologische Abfallverwertung mit 15 Beschäftigten, kann auf jede Menge eigener Kreationen verweisen - »etwa 20 Patente«. Erfolgsmotto der studierten Strömungstechnikerin: »Innovationen müssen sich nach wirtschaftlichen Erfordernissen ausrichten.« Auch das patentierte Analyse- und Trennverfahren der Berlinerin Dr. Ingeborg Pagenkopf, Inhaberin einer zehn Mitarbeiter zählenden Recyclingfirma, widerlegt oft geäußerte Vorbehalte, Frauen seien nur rund um Heim und Herd kreativ. Etliche solcher Trendsetter stammen aber tatsächlich von Frauen - so Filtertüte, Wegwerfwindel oder wie erst jüngst angemeldet, ein Tamponspender oder eine patentierte Kinderbettwäsche.

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