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Hoffnung galoppiert mit

Ostdeutsche Turfplätze scheinen zu gesunden Von Rudolf Barre

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Zeit der Winterrennen der Galopper ist vorbei. Die Saison beginnt. Ob die Rückgänge bei den Toto-Einnahmen gestoppt werden können, bleibt deutschlandweit zweifelhaft. Von zwei Millionen weniger Einnahmen 1995 bis acht Millionen minus im letzten Jahr sanken die Zahlen. Besonders kraß sind die Einbrüche auf den Rennbahnen von Krefeld, München und Frankfurt/Main.

Lichtblicke gab es dagegen auf fast allen Turfplätzen der neuen Bundesländer. Bei deutlich niedrigeren Ausgangswerten erreichte der Hallenser Rennverein ein Plus von fast 20 Prozent. Nach überwundenen Turbulenzen 1991/92 mit einem importierten Präsidenten, der Auflösung und Neugründung des Vereins, ging es kontinuierlich vorwärts. 1992 konnten nur sechs Veranstaltungen durchgeführt werden. 1996 waren es 13. In den Stallungen am Ufer der Saale sind 45 Pferde untergebracht. Sie werden von Angelika Glodde, ehemals Champion-Jockey der DDR, und dem bewährten Jochen Müller trainiert. Besonders stolz ist der rührige Geschäftsführer Horst Tränkner auf die neue Beregnungsanlage, die auch im Sommer ein einwandfreies Geläuf garantiert. Am 22. März beginnt auf den Passendorfer Wiesen die neue Saison.

Wieder sind 13 Tage vorgesehen. Ein Höhepunkt ist das Auktionsrennen am 31. Oktober.

Ähnlich erfreulich fällt die Bilanz 96 in Dresden aus. 15 Prozent Umsatzsteigerung sind eine solide Grundlage. Dank guter Zusammenarbeit von Rennverein und Stadtverwaltung konnten die seit 1988 eingeleiteten Maßnahmen zur Rekonstruktion von Bahn und Gebäuden fast abgeschlossen werden. 96 Pferde sind auf dem Seidnitzer Rasen stationiert, etwa die Hälfte betreut Trainer Michael Sowa. Höhepunkt ist das Dresdener Meeting am 14./15. Juni mit dem Großen Radeberger Pilsner-Preis und dem BMW-Sachsenpreis, zwei mit je 100 000 DM dotierte Listenrennen.

Positiv auch die Entwicklung im Magdeburger Herrenkrugpark. Mit Manfred Biermann, Jürgen Hartmann und Reinhard Schmidt haben sich neue Trainer angesiedelt. Mit dem alteingesessenen Rainer Busch bereiten sie 54 Pferde auf die neue Saison vor. Elf Veranstaltungen sind vorgesehen. Trotz kräftiger Sponsorenunterstützung kann sich der Verein keine großen Sprünge erlauben.

Kompliziert ist die Lage im Leipziger Scheibenholz. Die Rennbahn feiert im September ihr 130jähriges Bestehen. Im vergangenen Jahr fielen drei von zwölf Renntagen aus unterschiedlichen Gründen aus. Finanzielle Schwierigkeiten und zunehmender Ansehensverlust sind die

Folgen. Nur noch 42 Pferde werden vor Ort von Martina Lehr, Frank Breuß und Peter Hirschberger trainiert. Nur zehnmal werden die Tore der Bahn geöffnet. Leichter wird es dadurch nicht.

Im Aufwind befindet sich der Doberaner Rennverein. Mit erheblicher Hilfestellung durch das Direktorium und die Landesregierung wurde die älteste deutsche Galopprennbahn wieder ins Leben gerufen. 1822 fanden hier, nahe der Ostsee, die ersten Wettbewerbe nach dem englischen Rennsystem statt. In diesem Jahr ist eine Festwoche vom 22. bis 27. Juli geplant. Bis dahin soll eine neue Tribüne fertiggestellt werden.

Im Rennkalender stehen auch zwei Termine für die Arena am Boxberg bei Gotha. Seit 1992 gab es dort keine Rennen mehr. Im September teilte das Bundesvermögensamt der Genossenschaft für Vollblutsport in Gotha endlich mit, daß sie Anspruch auf das Gelände habe. Nun prüft die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben, ob das auch rechtens sei. Seit geraumer Zeit bemüht sich der Berliner Bau-Unternehmer Kurt Becker, auf dem Boxberg Leistungsprüfungen durchzuführen. Auf der Grundlage eines langfristigen Pachtvertrags möchte er dann auch Heime für Urlauber und Senioren errichten.

Auch der Union-Klub faßt sich in Geduld. Seit September liegt sein Antrag auf einen Erbbaurechtsvertrag für das Hippodrom in Hoppegarten bei der BVS auf dem Tisch. Die Herren lassen sich Zeit, und der Klub drängt nicht. Er ist Pächter und will 1997 14 Renntage veranstalten, drei weniger als im Vorjahr. Das verursacht Ärger mit den einheimischen Besitzern und Trainern. Zur Zeit stehen in Hoppegarten 380 Galopper bei 21 Trainern.

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