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bh Hettstedter Giftzug rollt

4000 Tonnen schwermetallhaltige Rückstände werden trotz Bürgerprotest bei Eisleben deponiert

  • Lesedauer: 3 Min.

Seit gestern sind die ersten Wagen des sogenannten Hettstedter Giftzuges unterwegs. Fünf Jahre standen die 153 Waggons mit schwermetallhaltigen Rückständen aus der Kupferproduktion der DDR auf einem Abstellgleis in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten in der sachsen-anhaltinischen Stadt.

Hettstedt/Eisleben (ND-Vater/ADN). Die ersten zwölf Wagen sind nach Einstellung eines Widerspruchsverfahrens am vergangenen Sonnabend durch das Verwaltungsgericht Halle jetzt auf dem Weg von Hettstedt zum vorausbestimmten Absatzbecken »Teich 10« in Helbra bei Eisleben. Dort soll der Inhalt des ganzen Zuges entsorgt werden.

In Helbra aber macht eine Bürgerinitiative schon seit langem Dampf gegen dieses Vorhaben, weil in dieser Deponie bereits 200 000 Tonnen giftiger Rückstände lagern. Überraschend aber hat jetzt ihr Sprecher seinen als Eilantrag

bezeichneten Widerspruch vor Gericht zurückgezogen, weil, wie es heißt, Bergamt und Geologisches Landesamt die absolute Sicherheit der Deponie bezeugen könnten.

Wie der Sonderbeauftragte der Magdeburger Landesregierung, Umwelt-Staatssekretär Wolfram König (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, verschwinde mit dem Abtransport ein »unrühmliches Wahrzeichen« aus Hettstedt. Mit dem Transport von Hettstedt in das zwölf Kilometer entfernte Helbra blieben die Stoffe in der Region. Es entstehe damit kein neuer Mülltourismus. Der Landrat im Mansfelder Land, Hans-Peter Sommer (CDU), zeigte sich sichtlich erleichert. Die Gefahr, die von den auf Abstellgleisen lagernden Stoffen ausgehe, sei nicht mehr länger zumutbar gewesen. Zur Einlagerung in den »Teich 10« habe es keine Alternative gegeben. Dennoch stehe der Landkreis einer Aufarbeitungsanlage offen gegenüber. Damit könnten in der von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Region

Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die 153 Waggons enthalten gut 4000 Tonnen Stäube - feiner als Mehl, die Cadmium, Blei, Zink und Arsen enthalten und zudem leicht radioaktiv sein sollen. Die Einlagerung in der Helbraer Deponie wird voraussichtlich Monate dauern.

Die Geschichte des Giftmüllzuges ist lang. Vor Jahren schon war verhindert worden, daß die schwermetallhaltigen Stäube illegal verhüttet wurden. Immer wieder war in der Öffentlichkeit der Tatbestand unverantwortlicher Umweltgefährdung kritisiert worden und nichts geschah.

Schon 1992 sollte die Entsorgung erfolgen. Die Treuhandanstalt hatte dafür 2,7 Millionen DM an ein rheinland-pfälzisches Recyclingunternehmen gezahlt, das kurz darauf aber Konkurs anmeldete. Daß die Staatsanwaltschaft Halle inzwischen Klage gegen den Inhaber der Firma erhob, änderte nichts an der Tatsache, daß die 4000 Tonnen Giftmüll jahrelang auf den Gleisen in der Nähe von Hettstedter Wohnvierteln blieben.

Nach einem gerichtlichen Vergleich 1996 kam dann eine Lösung in Sicht. Die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) und das Magdeburger Umweltministerium konnten die Vorbereitungen zur Entsorgung treffen und stellten drei Millionen Mark bereit, die der Transport, die Umverpakkung und die Versenkung der Rückstände im Teich kosten werden.

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