Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Politik
  • James Stewart in Berverly Hills gestorben

Trauer um eine Legende

  • Hans Mansfeld
  • Lesedauer: 3 Min.

Foto: dpa

Einen Tag nach Robert Mitchum ist James Stewart am Mittwoch im Alter von 89 Jahren in Beverly Hills (Kalifornien) an Herzversagen gestorben. Damit haben die USA erneut einen ihrer großen Filmstars verloren, den »Mr. Nice Guy«, den netten Kerl Hollywoods. Er verkörperte auf der Leinwand wie privat die konservativen Wertvorstellungen von Moral und Patriotismus. Nie hat er durch Skandale Schlagzeilen gemacht. Viele Jahre war er der begehrteste Junggeselle Amerikas. Dem Kampf gegen das faschistische Deutschland entzog sich der leidenschaftliche Flieger nicht. Als Kommandant einer Bomberstaffel flog er 20 Einsätze über Bremen, Frankfurt, Berlin, war 1945 ein hochdekorierter Oberst, wurde noch 1959 zum Brigadegeneral der Reserve ernannt. Einer seiner Söhne kehrte aus dem Vietnam-Krieg nicht zurück. So wird seiner in der amerikanischen Presse mit den Worten »ein großer Mensch«, ein »Vorbild«, ein »Held für alle« gedacht, und Präsident Clinton sagte, Amerika habe einen »Schatz der Nation« verloren.

James Stewart, der schlaksige, 1,92 Meter große Mann aus Indiana (Pennsyl-

vania), prägte über viele Jahrzehnte das Gesicht des amerikanischen Films mit. Der Sohn eines Eisenwarenhändlers studierte Architektur und Ingenieurwesen an der Princetown Universiry. Aber da er in Mathematik durchfiel und er sich in kleinen Rollen am Theater versucht hatte, entschied er sich, die Schauspielerei zu seinem Beruf zu machen.

Der etwas linkisch wirkende Riese war 1935 Filmproduzenten auf einer Broadway-Bühne aufgefallen. Stewart debü-

tierte 1935 in einer Nebenrolle des Films »The Murder Man« (»Der elektrische Stuhl«), stand dort mit Spencer Tracy vor der Kamera. Von da an ging es Schlag auf Schlag, jährlich war er in fünf bis acht Filmen zu sehen. In »Seine Sekretärin« (1936) ist er Partner von Jean Harlow, Clark Gable, Myrna Loy. Er hatte dort eine Szene mit der Harlow, Hollywoods nymphomaner Skandalnudel, und er erinnerte sich, daß ihm die Knie weichgeworden und der Text entfallen sei, als ihn die Diva küßte. »Die Szene mußte siebenmal gedreht werden.« »Der große Bluff« (1939) zeigt ihn an der Seite von Marlene Dietrich als schüchternen Sheriff. In Frank Capras »Mr. Smith geht nach Washington« (1939) war Stewart der Hauptdarsteller. Die Rolle des naiven, idealistischen Menschen, der im amerikanischen Senat gegen Korruption und Machtmißbrauch antritt, machte den Schauspieler endgültig zum Star in Hollywood.

Stewart drehte Filme mit Lubitsch, Cukor, Mann (»Die Glenn Miller Story«), Hitchcock (»Das Fenster zum Hof«, »Der Mann, der zuviel wußte«, »Cocktail für eine Leiche«, »Vertigo«), Koster (»Mein Freund Harvey«), Wilder (»Lindbergh: Mein Flug über den Ozean«), Ford (»Der Mann, der Liberty Valance erschoß«), Jameson (»Verschollen im Bermuda-Dreieck«), um nur einige zu nennen. Oscars, Festivalpreise, auch in Berlin, wurden ihm zugesprochen. Stewart war ein hochdekorierter und geachteter Schauspieler, eine Legende des Hollywood-Films und des konservativen Amerika.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.