- Politik
- Das Land derer von Leeb - Unbestrittenes Geschenk Hitlers
In Bayern keine Akten?
Fern vom Streit im Osten, ob Bauernland wieder Junkerland werden sollte, erfreuen sich im bayerischen Seestetten unweit von Passau die Nachfahren des einstigen Reichsmarschalls von Leeb jener Ländereien, die dem treuen Schlachtenführer des Kaisers und des »Führers« als Dotation zugeeignet worden waren, wie jetzt durch Recherchen des Bundeswehr-Brigadegenerals a.D Winfried Vogel bekannt geworden ist.
Zuwendungen in barem Geld oder auch an beachtlichem Landbesitz an seine Generalität hatte der »Führer« für eine »kluge Sache« gehalten: Gefolgschaft zur politischen Führung falle leichter, wenn der General und Offizier »entsprechende
Ehrungen durch den Staatsführer erhalten habe und sich diesem dadurch von selbst und damit auch dem Staat gegenüber verpflichtet fühlen müsse«. Feldmarschall von Leeb bekam dieser Maxime entsprechend zu seinem 85. Geburtstag nicht nur den üblichen Glückwunsch seines Oberbefehlshaber, sondern auch einen Scheck. 250 000 Mark, steuerfrei. Nachdem von Leeb dann im Januar 1942 in aller Freundschaft von seinem »Führer« in den erbetenen Ruhestand verabschiedet worden war, hätte er mit diesem Polster recht auskömmlich auf seinem Besitztum nahe München leben können. Im März 1943 allerdings traf beim Chef der Reichskanzlei ein Schreiben des Ruheständlers ein. Ihm stehe der Sinn nach einem zusätzlichen Anwesen auf dem Lande. »Fern von den täglich drohenden Fliegerangriffen« möchte er
dort den Sommer verbringen. Ein nicht zu kleiner Wald wäre ihm sehr recht, und für das alles wolle er die Dotation anläßlich seines Geburtstages hinblättern. 250 000 Mark also.
Dafür aber gab es trotz eifriger Suche des Gauleiters Gießler nichts im Bayernland. Schließlich aber wurde von Leeb fündig, in Seestetten. Zeitwert des Anwesens allerdings: 660 000 Mark. Hitler gab seinen Segen. Verbunden mit der Bekundung, daß er mit »heißem Herzen die Kämpfe an der Ostfront« verfolge, bedankte sich der Generalfeldmarschall bei seinem Führer für dessen großzügige Geste. Als er dann auch noch seine Freude versicherte, »einen deutschen Wald« besitzen zu dürfen, muß das den »Führer« wiederum so gefreut haben, daß der die 250 000 Mark-Dotation überhaupt nicht mehr anrechnen ließ und somit das See-
stetten-Anwesen als zusätzliches Präsent an den Feldmarschall fiel. Während im Juli 1944 landauf landab im Reich die Mordkommandos der Wehrmacht und der SS unterwegs waren, um die Anhänger der Männer vom 20. Juli zu jagen, Sondergerichte Todesurteile im Fließbandverfahren aussprachen, traf bei Hitler ein Telegramm von Leebs ein. Der nun mit rund 900 000 Mark Beschenkte sprach »für die wunderbare Errettung vor dem ruchlosen Anschlag meine tiefstgefühlten Glückwünsche« aus.
Nach Auskunft des zuständigen bayerischen Ministeriums existieren keine Akten mehr aus jener Zeit. So könne auch nicht Auskunft darüber gegeben werden, ob der damals von Hitler so großzügig verschenkte Waldbesitz wieder an Bayern zurückgefallen ist. Die Ermittlungen stünden erst am Anfang. Vor Ort, in Seestetten, weiß man es genauer: Die von Leebs genießen dort nicht nur im Sommer ihre Ruhe. Und kein Justizminister hat sie bis dato behelligt. Und unbehelligt nach wie vor ist auch die Leeb-Kaserne im bayrischen Landsberg.
23. Juli 1532: Kaiser Karl V schließt mit den evangelischen Reichsständen den Nürnberger Religionsfrieden. Das Wormser Edikt, das die Protestanten in die Acht erklärt hat, ist damit aufgehoben.
24. Juli 1177: Versöhnung zwischen dem Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III. auf den Stufen der Markuskirche in Venedig, wo zugleich ein pompöser Friedenskongreß abgehalten wird. Der deutsche Herrscher war mit seinen Machtambitionen in Italien dem Vatikan in die Quere geraten.
24. Juli 1802: Alexandre Dumas der Ältere, französischer Schriftsteller, zu Villers-Cotterets (Aisne) geboren. Er verfaßte zahlreiche Romane mit historischem Hintergrund. Bleibenden Weltruhm erlangte er mit seinen Büchern »Der Graf von Monte Christo« und die »Drei Musketiere«.
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