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Pfifferlinge nicht harken

Es gibt nur noch wenige Pilzberater in der Uckermark

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Uwe Werner, dpa

Unzählige Autos, viele mit fremden Kennzeichen, parken an den Waldrändern. Männer, Frauen und Kinder mit Körben, Eimern und Messern bevölkern in Scharen die Forsten. In den Wäldern zwischen Fürstenberg, Lychen und Templin (Landkreis Uckermark) grassiert wieder das »Pilz- und Beerensuchfieber«.

Bernd Siegfried Unger aus dem Templiner Stadtteil Ahrensdorf sieht dies mit gemischten Gefühlen. Einerseits reagiert er auf die all-

jährliche »Invasion« recht gelassen: »Für mich geht die Pilzsaison nämlich vom 1 Januar bis 31. Dezember Ich gehe hinter den Leuten her und schneide ab, was die stehenlassen.« Für den gelernten Baumaschinisten ist dies kein Kunststück, denn er dürfte einer der profundesten Pilzkenner in der Region sein. »Ich kenne rund 150 Arten, die zwischen Biosphärenreservat und Naturpark Uckermärkische Seen wachsen. Die Hälfte davon ist eßbar nicht nur Maronen, Pfifferlinge und Steinpilze.«

Sorgen macht ihm allerdings das Verhalten einiger ganz eifriger Pilzsucher: »Manche kämmen mit der Harke durchs Moos, um an die Pfifferlinge zu kommen. Selbst stecknadelkopfgroße Pilze werden mitgenommen, das Pilzgeflecht so hoffnungslos zerstört. Wenn das Schule macht, können wir uns Pilze in ein paar Jahren

nur noch im Museum angucken«, ärgert sich Unger, der seit 1983 Pilzberater bei der Kreishygieneinspektion Mücheln (heute Sachsen-Anhalt) war. »Mit 30 Jahren war ich damals der jüngste Pilzberater in der DDR und hatte sogar die Prüfberechtigung für Pilzkundige. Das waren jene handverlesenen Leute, die ihre gesammelten Pilze auf Märkten anbieten oder an Geschäfte und Gaststätten verkaufen durften«, berichtet Unger. Auch nach der Wende, aus familiären Gründen in die Uckermark verzogen, kann er nicht von seiner Leidenschaft lassen. Seine Erfahrungen will Unger auch künftig weitergeben: »Ich rate immer: Sammle nur, was Du kennst. Sonst frage den Pilzberater « Die sind jedoch selten geworden. Unger selbst kennt in Templin und Umgebung nur noch drei Pilzkundige.

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