Schönheitskur für den ICE-1

Großauftrag sichert DB-Werk Nürnberg

  • Erich Preuß, Nürnberg
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Deutsche Bahn (DB) lässt die erste Generation des ICE in Nürnberg modernisieren. Damit ist das mittelfränkische Bahnwerk vorerst gerettet.
Die rund 300 verbliebenen Mitarbeiter des DB-Werkes Nürnberg können wieder beruhigt an die Arbeit gehen - zumindest bis 2008. Nach harten Kämpfen um den Verbleib ihrer Arbeitsplätze hat die Konzernleitung der Deutschen Bahn dem »verschlankten« Werk - einst waren hier 1000 Menschen beschäftigt - einen Großauftrag zur ICE-Modernisierung vergeben. 1991 nahm die Deutsche Bundesbahn den Hochgeschwindigkeitsverkehr auf. Mittlerweile haben es die 59 damals in Dienst genommenen ICE der ersten Generation - der 60. Zug ging 1998 bei der Katastrophe von Eschede verloren - auf durchschnittlich 7 Millionen Laufkilometer gebraucht. Sie sollen jetzt umgebaut werden, damit sie weitere 15 Jahre fahren können. In der Halle des Nürnberger Werkes steht bereits ein Probe-Umbauzug. Die Serienfertigung wird aber erst im Juli aufgenommen. Dann sollen jeweils zwei Züge für höchstens fünf Wochen aus dem Regelumlauf genommen werden und das Erscheinungsbild eines ICE-3 erhalten - diese ICE-Generation fährt mit Tempo 300 auf der Linie Hamburg-Basel. In drei bis vier Arbeitstagen werden je Fahrzeug 12000 Teile demontiert und genau dokumentiert, damit nach der Aufarbeitung wieder alles passt. Projektleiter Ulrich Höbel spart nicht mit Superlativen, wenn er die anstehenden Arbeiten auflistet: 40000 Quadratmeter Teppich, 90000 Quadratmeter Lackierung, 42000 neue Sitze, 11000 Sonnenrollos, 42000 Displays für die Platzreservierung, neue Restaurants, Toiletten und Drehgestelle für die Triebköpfe. Je Zug summieren sich die Umbau-Kosten auf 3 Millionen Euro. Das Geld sollen die ICE wieder einfahren. Deshalb wird die Zahl der Sitzplätze um 60 auf 709 erhöht, was der Reisende zu spüren bekommt. Die Abteile der 1. Klasse haben künftig sechs statt fünf Sitze. Zwischen den Plätzen geht es enger zu. Auch die Fahrrad-Beförderung wird nicht verbessert. »Dazu sind die Regionalexpress-Züge da, im ICE haben wir ein anderes Klientel«, wischt eine Sprecherin Bedenken weg. Dafür finden Geschäftsreisende an jedem Sitzplatz Steckdosen für den Laptop. Die Armlehnen lassen sich hochklappen, damit Dicke sich aus dem Sitz erheben können. »Hochkomfortabel« sei der umgebaute ICE, so die Sprecherin. »Wir haben optimiert zwischen Komfort und Wirtschaftlichkeit.« Die DB lobt mittlerweile das Nürnberger Werk für seine Wirtschaftlichkeit. Allerdings bestätigt Werksleiter Dietmar Pötzsch, dass der Freistaat Bayern mit einer Finanzspritze die Investition der Bahn ermöglicht hat. Man war um die Arbeitsplätze besorgt und rang dem Vorstand die Zusage ab, dass Nürnberg wieder Aufträge erhalte. »Wir haben unseren Platz im Bahnkonzern zurückerobert«, meint Betriebsratsvorsitzender Johannes Strobel. Er baut auf eine langfristige Sicherung des Standorts. Die DB belässt es beim Prinzip Hoffnung. Johannes Keil, Leiter des Geschäftsbereichs Fahrzeuginstandhaltung: »Halten die Nürnberger die Termine ein, haben sie eine hervorragende Reputation auf dem europäischen Eisenbahnmarkt.«

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