Eistraining in Hohenschönhausen. Draußen lacht die Sonne. In der Halle dagegen herrscht herbstliche Atmosphäre. Munteres Treiben auf dem Eis. Ein gutes Dutzend Spieler zieht seine Kreise auf der Fläche. Es sieht sehr ungeregelt aus, was da passiert, aber auch nach Spaß und Spielerei. Die letzte halbe Stunde Training gehört immer den Jungen. »Die müssen ran, die müssen noch lernen«, meint Eisbärensprecher Moritz Hillebrand.
Zu Beginn dieser Saison sind bei den Eisbären alle Zeichen auf Jugend gestellt. 16 Spieler sind im Profikader gelistet, die parallel auch noch beim Oberligateam Eisbären Juniors Spielberechtigung haben. Manche von ihnen sind gerade 17 Jahre jung, keiner jedoch älter als 20. Lediglich zwei Verteidiger und zwei Stürmer dürfen sich schon ein paar Jahre als Twen fühlen, sechs weitere Spieler haben die 30 passiert. Der deutsche Eishockeymeister ist eine Nachwuchstruppe mit ein paar Korsettstangen aus vielleicht altem, aber sehr gehärtetem Eisen. Im Oktober/November wird sich das ändern. Dann wird die Alterspyramide regelmäßiger aussehen. Gestandene Mittzwanziger, Männer mit Erfahrung, Athletik und Siegeshunger werden aus Kanada und den USA nach Berlin kommen.
Jetzt hoffen sie noch auf einen Profivertrag in der Eliteliga NHL. Schlägt dieses Unterfangen im Herbst fehl, wird Europa plötzlich interessant und mancher, der jetzt nicht im Traum daran denkt, bald in Berlin zu arbeiten, könnte im Frühjahr zum Publikumsliebling im Wellblechpalast avanciert sein. So wird es kommen, weil nicht für jeden Nordamerikaner ein Platz in der NHL vorhanden ist.
Bis die Spezialisten aus Übersee aber hier vermutlich ihr Werkzeug auspacken, ist die Saison schon längst im Gange. Für ein, zwei Monate, die ersten zehn bis zwanzig Spiele, tragen die Jungen die Verantwortung. Und die sind heiß. »Ich freue mich darauf zu spielen«, sagt Christoph Gawlik, Stürmer, 17 Jahre und im letzten Jahr mit zwei Vorlagen bei 20 Spielen (von 64 möglichen) am Triumph, nun ja, ein wenig beteiligt. »Wir haben im Sommercamp hart gearbeitet. Wir haben eine riesengroße Chance. Und ein paar Ältere stehen ja noch mit uns auf dem Eis.« Frank Hördler (20) hat im letzten Jahr den Durchbruch geschafft. Der Verteidiger, Sohn vom früheren DDR-Nationalspieler Jochen Hördler, absolvierte alle Play-off-Spiele. War er da noch der Youngster, so ist er jetzt fast schon Routinier. Mehr Eiszeit kommt auf ihn zu, was ihn ebenfalls freut. »Nur im Spiel gewinnt man an Erfahrung. Man lernt es, ruhiger und abgeklärter zu werden.« Athletisch fühlt er sich den älteren Kollegen ebenbürtig, den Unterschied mache aber noch die Erfahrung aus. Ein anderer Förderlizenzspieler ist Florian Busch (20). Er begrüßt es, dass die Eisbären Juniors jetzt mit Jared Sylvestre (25) und Mike Nason (24) durch kanadische Stürmer mit einiger Erfahrung verstärkt werden. »Die Nordamerikaner spielen das härtere, das dreckigere Eishockey. Von denen kann man gut lernen.«
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