Afghanistans Zusammenbruch befürchtet
International Crisis Group legte Bericht vor
Berlin (nd-Heilig). Geplagt von Streit und Korruption ist Afghanistan weit davon entfernt, die Sicherheitsverantwortung zu übernehmen, wenn sich die ausländischen Truppen im Jahr 2014 zurückziehen. Die renommierte International Crisis Group, die am Montag in Brüssel ihren jüngsten Bericht zur Lage am Hindukusch veröffentlichte, zeichnet ein zutiefst düsteres Bild von der Situation im Land und warnt vor einem kompletten Zusammenbruch des Staates. Der Kollaborations-Präsident Hamid Karsai scheint »mehr daran interessiert zu sein, seine eigene Macht mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten, als die Glaubwürdigkeit des politischen Systems und die langfristige Stabilität des Landes zu sichern«, heißt es. Es bestehe die Gefahr, dass der Staatschef den Ausnahmezustand ausruft - was zu einem Bürgerkrieg führen könnte.
Wenig Hoffnung auf Stabilität besteht nach Meinung der Experten vor allem dann, wenn es zu weiteren Wahlfälschungen kommt. Nach einem erneuten Betrug würden sich die Menschen nach Alternativen umsehen. Daher sei es zunächst wichtig, bald den Termin für die nächsten Präsidentschaftswahlen bekannt zu geben.
In Afghanistan herrscht seit elf Jahren ein Krieg, der von den USA als angeblicher Anti-Terror-Feldzug begonnen wurde. Am Wochenende haben die 2001 von der Macht vertriebenen Taliban selbstbewusst ihren Sieg über die USA und ihre westlichen Verbündeten erklärt. Die USA, die NATO-Staaten und ihre Verbündeten wollen die Besatzungstruppen bis Ende 2014 abziehen. Danach bleiben - neben der Besatzung von US-Basen - ausländische Kontingente nur zur Ausbildung einheimischer Sicherheitskräfte im Land. Daran beteiligen wollen sich weiter die Bundeswehr und die deutschen Polizeien.
Die Regierung in Kabul hat den Bericht der 1995 gebildeten unabhängigen Expertenkommission lakonisch als »Müll« bezeichnet.
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