»Genug geredet«
Politik für Ende des Dialogs beim Thema Gewalt - Polizeigewerkschaft fordert Fußball-Staatsanwälte
Politik und Polizei erhöhen den Druck, die Vereine verweigern die Gefolgschaft: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht beim Kampf gegen die Gewalt in den Stadien mit dem Rücken zur Wand - und könnte schon bald das Heft des Handelns aus der Hand gerissen bekommen. Noch bevor die Sicherheitskommission des Ligaverbands am Montag in Frankfurt am Main zu einer Tagung zusammenkam, gaben andere Akteure die Richtung vor. Nach den Krawallen mit knapp 200 Festnahmen beim Revier-Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 steht das neue Sicherheitskonzept vor dem Aus, bevor es überhaupt beschlossen werden konnte.
»Die Ausschreitungen zeigen eindrucksvoll, dass die Zeit zum Handeln gekommen ist. Trotz der ausführlichen Gespräche im Sommer ist es offensichtlich nicht gelungen, die Gewalt in den Fußballstadien einzudämmen«, sagte Lorenz Caffier (CDU), Vorsitzender der Innenministerkonferenz. Sollte sich die DFL mit den 36 Profivereinen aus der 1. und 2. Liga nicht auf ein Sicherheitskonzept einigen können, droht die Politik als Entscheidungsträger an ihre Stelle zu treten. Zudem kritisierte Caffier, Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, indirekt das Vorgehen der DFL, das »Eckpunktepapier zur Förderung eines sicheren Stadionerlebnisses« als Diskussionsgrundlage zu bezeichnen. »Die am Samstag gezeigte Form der Gewalt gegen gegnerische Fans sowie gegen Polizeibeamte dürfen die Vereine und die Politik nicht länger hinnehmen. Geredet ist nun genug. Jetzt müssen Taten folgen«, sagte Caffier.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach sich für ein sofortiges Ende des Dialogs mit den Fanvertretern aus. »Es gibt eine kleine Gruppe von rund 4000 Hooligans und Ultras, diese Gruppierung spricht nicht mit uns, die wollen gar nicht mit uns reden, diese kleine Gruppe erkennt Gesetze und Regelungen nicht an. Von daher muss die Zeit der Runden Tische für Gewaltbereite vorbei sein«, sagte Nordrhein-Westfalens stellvertretender GdP-Chef Arnold Plickert am Montag. Aus Sicht des Polizei-Gewerkschafters hat die Entwicklung den Einsatz besonders geschulter Staatsanwälte inzwischen zwingend erforderlich gemacht: »Wir brauchen Fußball-Staatsanwälte, die das Geschäft und die gruppendynamischen Prozesse kennen, um einen einheitlichen Maßstab zu haben.«
Bereits zuvor hatten mehrere Vereine (1. FC Union Berlin, FC St. Pauli, Hertha BSC, Fortuna Düsseldorf) das geplante neue Sicherheitskonzept der DFL öffentlich abgelehnt. Bis zum Montag konnten die Profivereine zu dem Konzept Stellung nehmen und eigene Ideen einbringen. Als Vorreiter hatte Zweitligist Union Berlin »eine Vielzahl von oben herab bestimmter Maßnahmen und rechtlich anzuzweifelnder Sanktionierungen« kritisiert und den Vorwurf erhoben, der Maßnahmenkatalog stehe »dem notwendigen Dialog im Weg«.
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