Vier Konzerne in der Weihnachtsschlacht

Geschäft entscheidet über Chancen in digitalen Zukunftsmärkten

  • Christoph Nitz
  • Lesedauer: 3 Min.
Das letzte Quartal des Jahres ist traditionell das umsatzstärkste für die Elektronikbranche. Mit neuen Produkten kämpfen Microsoft, Apple, Google und Amazon um die Aufteilung der digitalen Zukunft.

Ganzseitige Zeitungs- und Zeitschriftenanzeigen - in grellem Orange bedruckt - sollen Appetit auf das neue Betriebssystem Windows 8 von Microsoft machen. Im traditionell wichtigsten Quartal für die Elektronikbranche haben die großen Spieler ihre Schaufenster ordentlich bestückt - neue Smartphones, Tabletcomputer, Musikabspielgeräte sowie massenhaft runderneuerte, superleichte Computer sollen die Umsätze ein weiteres Mal in neue Höhen treiben.

Es geht um nicht weniger als die Aufteilung der digitalen Märkte - entsprechend gerüstet werfen sich Microsoft, Apple, Google und Amazon in die Weihnachtsschlacht. Besonders der ehemalige Branchenerste Microsoft setzt auf einen radikalen Neuanfang. Windows 8 ist keine moderate Weiterentwicklung, seine neuartige Benutzeroberfläche bricht mit allen gewohnten Standards. Das Betriebssystem wird auf allen Plattformen eingesetzt - das Smartphone wird mit den gleichen Gesten und Befehlen bedient wie der Schreibtischrechner.

Im Vergleich zu Windows 8 wirken die ebenfalls erst kürzlich runderneuerten Betriebssysteme von Apple altmodisch. Bisher hatte keiner Microsoft auf dem Zettel, wenn es um revolutionäre IT-Entwicklungen ging. Doch die Zeiten ändern sich und Apple zielt mit einem abgespeckten und verkleinerten iPad auf die preiswerten Mini-Tablets der Konkurrenz. Erstmals wird ein Erfolg der Mitbewerber kopiert. Um starke Umsätze zu erreichen, verzichtet der IT-Konzern mit dem höchsten Börsenwert sogar auf maximale Profitmargen.

Fast vier Jahrzehnte war es Microsofts Geschäftsmodell, die Software für Rechner anderer Unternehmen bereitzustellen. Damit war es möglich, gute Margen zu erzielen und die Risiken der Geräteproduktion zu vermeiden. Mit dem Tabletcomputer Surface will Microsoft erstmals eine optimale Abstimmung von Hard- und Software erreichen - das war bisher Apples große Stärke. Diese Taktik soll nun auch Microsoft wieder auf die Überholspur bringen. Im direkten Vergleich beider Unternehmen fällt auf, dass Microsoft nur 17 Prozent seiner Erlöse mit neuen Geschäftsfeldern macht - während Apple hier einen Wert von 82 Prozent aufweist. Der ehemals Branchenerste in der Mobiltelefonbranche - der finnische Nokia-Konzern - wurde von Apple inzwischen eingeholt. Für beide Konzerne sind die kommenden Monate von existenzieller Bedeutung. Nokia wirbt erstaunlich ehrlich für seine neuen Modelle mit dem Slogan »Jeder liebt ein Comeback«.

Auch Google und Amazon mischen eifrig mit im Quartett der Digitalgiganten. Amazon möchte mit seinen E-Books einen Anteil am Geschäft mit mobilen Rechnern erobern. Dafür ist der Handelskonzern auch bereit, beim Verkauf von Hardware Verluste zu machen. Geld soll der Verkauf von Büchern, Musik und Filmen einbringen. Diese Wette auf zukünftige Erlöse ging zumindest in diesem Quartal mit tiefroten Zahlen aus - Amazon verlor 63 Millionen Dollar.

Auch Google konnte mit seinen Zahlen wenig überzeugen. Neben dem Geschäft mit Werbeflächen für Internetportale setzt der Suchmaschinenmulti auf das mobile Betriebssystem Android. Bei Smartphones gelang es, sich an Apple und Windows vorbei die Marktführerschaft zu sichern. Doch besonders der Apfelkonzern nimmt die Konkurrenz mit Patentklagen weltweit unter Feuer. Um sich dagegen zu wappnen, übernahm Google die Mobilfunksparte von Motorola, deren schlechte Geschäftslage auch für die aktuellen Verluste verantwortlich ist.

Das gerade anlaufende Weihnachtsgeschäft wird also über die Chancen in digitalen Zukunftsmärkten entscheiden. Spätestens im Januar wird sich herausstellen, welcher der vier Großen die Nase vorn hat. Für die Verbraucher bietet der Wettkampf jedenfalls einige Innovationen und teilweise sogar sinkende Preise.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!